Geplante muslimische Friedhöfe in NRW sorgen für Skepsis

Erforderlich oder unnötig?

Die von der NRW-Landesregierung geplanten Friedhöfe in muslimischer Trägerschaft sorgen bei Kommunen, Bestattern und Kirchen für Bedenken.

Muslimischer Friedhof (dpa)
Muslimischer Friedhof / ( dpa )

Die im Gesetz zur Änderung des Bestattungsgesetzes vorgesehene Öffnung der öffentlich-rechtlichen Friedhofsträger für andere Religionsgruppen könne fatal sein, warnte Barbara Meißner vom Städtetag NRW am Mittwoch bei einer öffentlichen Anhörung im Düsseldorfer Landtag. Dies führe zu einer Vielzahl von Friedhöfen, obwohl bereits heute bei den Friedhofsflächen deutliche Überkapazitäten vorhanden seien. Außerdem berge die Eröffnung einer Trägerschaft etwa für muslimische Vereine ein finanzielles Risiko für die Kommunen, wenn die Betreiber eines Friedhofs insolvent würden.

Kritik übten auch der Städte- und Gemeindebund sowie das Katholische Büro NRW am Vorhaben der Landesregierung, bei den Religionsgemeinschaften auf den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts zu verzichten. Diese müsse nach wie vor Voraussetzung für eine Trägerschaft sein, forderte Burkhart Kämper vom Katholischen Büro NRW. Nur so könne der dauerhafte Betrieb eines Friedhofes gewährleistet werden.

Der Beauftragte der Evangelischen Landeskirchen in NRW, Thomas Weckelmann, forderte in seiner schriftlichen Stellungnahme eine genaue rechtliche Definition, wie der "dauerhafte Betrieb" eines Friedhofs aussehen müsse. Im neuen Gesetz will die Landesregierung die Errichtung und den "dauerhaften Betrieb" eines Friedhofs an "gemeinnützige Religionsgemeinschaften" übertragen.

Schon heute Überkapazitäten

Die Bestatter und Gartenbauverbände sehen keinen Bedarf an eigenen muslimischen Friedhöfen. Die bestehenden Friedhöfe böten ausreichend Möglichkeiten und Freiflächen für muslimische Bestattungen an, erklärten die Gartenbau-Verbände NRW. Viele Friedhofsträger hätten in den vergangenen zehn Jahren in Rücksprache mit Imamen spezielle Felder eingerichtet und stellten Räumlichkeiten für die rituelle Waschung zur Verfügung. Mit einer Öffnung für religiöse Vereine könne es "zu politischen Problemstellungen wie Scientology oder Salafisten" kommen.

Die Stadt Wuppertal und der Interessenverband der Wuppertaler Moscheen begrüßten dagegen eigne muslimische Bestattungsstätten. Seit 15 Jahren gebe es in der Stadt auf dem einzigen städtischen Friedhof ein muslimisches Gräberfeld, erklärte der städtische Integrationsbeauftragte Jürgen Lemmer. Es werde aber kaum genutzt, da die für Muslime wichtige "Unberührtheit des Bodens" dort nicht gewährleistet sei. Danach darf ein Toter nicht in einer Erde bestattet werden, in der zuvor andere Leichname gelegen haben.

Der Koordinationsrat der Muslime (KRM) und die Türkisch-Islamische Union (DITIB) bestätigten, dass bislang nur rund fünf Prozent der Muslime in Deutschland beerdigt werden. "Doch das wird sich mit dem Generationenwechsel rapide ändern", erklärte Taner Yüksel von DITIB. Insofern seien muslimische Friedhöfe in NRW mit seinen über 1,4 Millionen Muslimen unbedingt erforderlich.

 

Quelle:
epd