Verfassungsschutz: Scientology geht es besonders um Jugendliche

Erst Hilfe, dann Erpressung

Kinder und Jugendliche sind ihre besondere Zielgruppe: Die Scientology-Organisation verstärkt nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes ihre Aktivitäten, um gerade junge Menschen zu rekrutieren.

Autor/in:
Johannes Nitschmann
Das Scientology-Logo (dpa)
Das Scientology-Logo / ( dpa )

Über "Tarn-Organisationen" für Lebens- und Lernhilfen versuche die Organisation, "Kontakt zu Kindern und Jugendlichen herzustellen und sie auf diesem Wege an sich zu binden", heißt es in dem am Montag veröffentlichten Bericht der Behörde über das Jahr 2012. Hinter der Nachhilfe-Organisation "Applied Scholastics" steckten ebenso Scientologen wie hinter dem "Zentrum für individuelles und effektives Lernen", kurz ZIEL genannt.

Während des Nachhilfeunterrichts würden von den Kindern und Jugendlichen intensiv persönliche Daten abgeschöpft, berichtete NRW-Verfassungsschutzchef Burkhard Freier über die Methoden der Organsiation. "Damit werden sie später erpresst und von Scientology abhängig gemacht." Die seit 1997 unter Beobachtung stehende Scientology-Organisation zählt bundesweit 3.500 bis 4.500 Mitglieder, darunter etwa 600 in Nordrhein-Westfalen.

Laut Verfassungsschutz will Scientology mit undemokratischen Praktiken eine Führung der Gesellschaft anstreben und letztlich weltweit Regierungsgewalt ausüben. Dabei wende sich die Organisation nicht nur über Nachhilfe an die Zielgruppe Kinder- und Jugendliche. Über die Nebenorganisation "The Way To Happiness Foundation" würden Broschüren an Schulen verteilt. Zudem sei versucht worden, den Scientologen-Film "Der Weg zum Glücklichsein" in Schulbibliotheken zu schmuggeln.

Intensive Präventionsarbeit

Nach Beobachtungen des Verfassungsschutzes unterhält Scientology auch unzählige für Jugendliche attraktiv gestaltete Homepages. Zumeist verdeckt inszeniere sie sich auch «kinder- und jugendgerecht» in diversen sozialen Netzwerken wie Facebook, auf Twitter, Youtube oder anderen Foren und Blogs.

In Deutschland sind scientologische Schulen verboten. Eltern, die ihre Kinder dennoch im Sinne des Sektengründers L. Ron Hubbert erziehen lassen, schicken deshalb ihren Nachwuchs auf scientologische Internate im Ausland, wie es hieß.

Der NRW-Verfassungsschutz betreibt seit einiger Zeit intensive Präventionsarbeit, um über die Gefahren der Organisation aufzuklären. Der Umgang der Scientologen mit Kindern sei als "besonders problematisch" zu bewerten, so der Verfassungsschutzbericht. Kinder, die scientologische Angebote und Maßnahmen nutzten, drohten "seelische Schäden davon tragen".


Quelle:
KNA