Die Brüder im Kloster Weltenburg haben viel Erfahrung mit Hochwässern

"Guter Dinge und Hoffnung"

Die Hochwasserlage im Süden und Osten Deutschlands verschärft sich weiter. Betroffen ist auch das Kloster Weltenburg. Im domradio.de-Interview beschreibt Bruder Michael, wie die Benediktiner den Klosteralltag aufrechterhalten.

Schutzanlage am Kloster Weltenburg (dpa)
Schutzanlage am Kloster Weltenburg / ( dpa )

domradio.de: Wie hoch steht derzeit das Wasser bei Ihnen?

Bruder Michael: Genau können wir das gar nicht sehen, das Kloster ist bereits direkt im Wasser. Und das Wasser steigt. Aber wie weit, können wir nicht sagen. Aus meinem Fenster heraus sehe ich nichts außer Wasser.

domradio.de: Wie fühlt sich das an?

Bruder Michael: Große Sorgen habe ich nicht. Ich bin seit 1985 in dem Kloster. Und vor allen Dingen in den ersten Klosterjahren habe ich so viele Hochwasser erlebt, manchmal drei, vier in einem Jahr. Und auch die Katastrophe von 1999 habe ich überlebt. Deshalb bin ich guter Dinge und Hoffnung. Vor allem auch, weil wir seit 2005 einen Hochwasserschutz haben, der um die zwei Millionen Euro gekostet hat. Und der muss sich jetzt erstmals bewähren - und tut das bislang auch voll und ganz.

domradio.de: Wie funktioniert dieser Schutz?

Bruder Michael: Größtenteils ist er zur Verwunderung Vieler unsichtbar. Man hat an den Hauswänden hinunter ins Erdreich, teilweise sehr tief Beton gespritzt. Denn das Wasser kommt vor allem von unten. Was jetzt noch sichtbar ist: Die Hofeinfahrten, Türen und Fenster der gesamten Klosteranlage bis zum Erdgeschoss wurden von außen mit mobilen Elementen verbarrikadiert.

domradio.de: Wie geht die Bevölkerung in Ihrer Gegend mit dem Hochwasser um?

Bruder Michael: Viele Menschen sind betroffen, auch unser Dorf selber. Tragisch ist, dass in diesem Jahr weitere Hochwasserschutzmaßnahmen gebaut werden. Die Baustelle ist seit Ostern im Dorf, große Spundwände wurden schon hochgezogen. Theoretisch sollte auch alles bis Mai abgeschlossen sein. Das hat sich aber verzögert, so man jetzt wieder mit Sandsäcken Wälle errichten musste.

domradio.de: Wie beeinträchtigt das Hochwasser Ihren Alltag?

Bruder Michael: Komplett. Als Leiter unseres Gästehauses erlebe ich, dass die Gäste sich nicht zu uns trauen. Der Zugang zum Kloster steht ja auch über einen Meter unter Wasser. Man kann zu Fuß über einen Berg kommen, da gibt es einen schmalen Weg. Aber das ist natürlich sehr mühsam.

domradio.de: Wie lange können Sie so ausharren?

Bruder Michael: Die Lebensmittel reichen lange, wir haben ja eine Gastronomie. Eigentlich wären heute wieder Tausende Touristen gekommen. Und was die zu essen bekommen hätten, steht jetzt für uns bereit. Das sind natürlich enorme Ausfälle: Ob Gastronomie, Klosterladen oder Führungen - alles bleibt auf der Strecke.

domradio.de: Und was tun Sie jetzt?

Bruder Michael: Wir versuchen, den Klosteralltag so normal wie möglich zu leben. Ich halte es für ganz wichtig, dass kein Chorgebet ausfällt. 1999 mussten wir hierzu einen anderen Platz suchen, weil auch in der Kirche das Wasser stand.

Das Gespräch führte Monika Weiß.


Quelle:
DR