Ein Gespräch über die Kölner UNESCO-Pläne

"Wo der Mensch sich geborgen fühlt"

Klaus Burghard vom Förderverein "Romanische Kirchen in Köln" sagt zu den Weltkulturerbe-Plänen: "Es ist sehr wichtig zu zeigen, dass wir diese besonderen Kirchen in Köln haben - und davon gleich zwölf. Das hat keine andere Stadt der Welt!"

Dr. Klaus Burghard  / © rewe
Dr. Klaus Burghard / © rewe

domradio.de: Wie war ihre Reaktion, als sie das erfahren haben, dass die romanischen Kirchen in Köln Weltkulturerbe werden könnten?

Burghard: Ich war sehr froh, weil ich mich schon seit Jahrzehnten für die romanischen Kirchen einsetze. Und ich muss als Kölner sagen: Als Kind habe ich nur den Kölner Dom gekannt. Erst nach einer Reise ins Ausland, wo ich mit einer romanischen Kirche mein Erweckungserlebnis hatte, wusste ich dann, wie bedeutend die romanischen Kirchen auch in Köln sind.

domradio.de: Was erhoffen sie sich von einer möglichen Aufnahme in die Liste des UNESCO – Welterbes?

Burghard: Diese Liste ist ja wichtig. Nicht so sehr für die Kölner, sondern für viele Menschen, die sich für kulturelles Erbe interessieren. Wenn diese Menschen jetzt nach Köln kommen, schauen sie sich den Dom an - der es wirklich wert ist, angeschaut zu werden. Aber mindestens genauso wichtig sind die zwölf romanischen Kirchen. Die können sie sich natürlich nicht an einem Tag anschauen. Aber wenn sie sich einige wenige anschauen, sehen sie, dass es neben den himmelsstürmenden Strukturen der Gotik auch Kirchen gibt, die ein ganz anderes Gefühl vermitteln, wo der Mensch sich geborgen fühlt. Und es ist sehr wichtig zu zeigen, dass wir diese besonderen Kirchen in Köln haben - und davon gleich zwölf. Das hat keine andere Stadt der Welt!

domradio.de: Was meinen Sie: Würden dem Welterbe-Titel auch weitere finanzielle Unterstützung folgen?

Burghard: Wir bemühen uns seit Jahren um Unterstützung, und die erhalten wir nicht nur von Kölnern. Wir erhalten auch Spenden von Menschen, die Köln besuchen. Aber ich bin mir ganz sicher, dass die Bedeutung als Weltkulturerbe auch dem Thema nicht so nahe stehende Menschen dazu bringen wird, etwas tun zu wollen.

domradio.de: Seit gut 30 Jahren hat der bestehende Förderverein mit fast 4.000 Mitgliedern mehr als elf Millionen Euro gesammelt - für den Erhalt der Kirchen. Was sind ganz dringende Aufgaben, um die romanischen Kirchen Kölns zu bewahren?

Burghard: Neben der laufenden Instandhaltung ist die Kirchenverglasung ein Thema: Nicht alle Kirchen haben eine Verglasung, wie sie ursprünglich war. Beispielsweise wäre die nächste große Aufgabe in St. Kunibert der Einbau von Kirchenfenstern.

domradio.de: Die Weltkulturorganisation UNESCO verfolgt mit der Liste des Kultur- und Naturerbes der Menschheit die Idee, außergewöhnliche Kultur- und Natur-güter als Zeugnisse eines gemeinsamen Menschheitserbes zu erhalten. Was sind zum Beispiel die größten Schätze der romanischen Kirchen in Köln?

Burghard: Einmal sind es die Kirchenräume an sich, die Jahrhunderte vor der Gotik gebaut wurden. Es sind die Reliquienschreine, Zeugnisse der Goldmacherkunst in Köln im Mittelalter.

domradio.de: Ein zwischenstaatliches Komitee prüft, ob ein Kultur- oder Naturdenkmal die strengen Kriterien in die Aufnahme der "Liste des Welterbes" erfüllt. Warum erfüllen ihre Kirchen diese Kriterien auf jeden Fall?

Burghard: Im Gegensatz zum Kölner Dom sind sie nicht erst im 19. Jahrhundert fertiggebaut worden. Bei den romanischen Kirchen gab es im 11. bis 13. Jahrhundert noch genügend Mittel zur Fertigstellung.

Das Gespräch führte Monika Weiß.