Katholische Kirche zur Einigung von Diakonie und Gewerkschaften

"Der 'Dritte Weg' besteht nach wie vor"

Diakonie und Gewerkschaften in Niedersachsen streben einen landesweiten Tarifvertrag in der Sozialbranche an. Eine Sensation? Nein, findet Beate Bäumer. Im domradio.de-Interview erklärt die Leiterin des Katholischen Büros Schleswig- Holstein, warum.

Ein großes Problem: die Löhne in der Pflege (dpa)
Ein großes Problem: die Löhne in der Pflege / ( dpa )

domradio.de: Wie beurteilen sie diesen Schritt. Ist es das Ende eines Grabenkriegs zwischen Kirche und Gewerkschaften?

Bäumer: Wenn es überhaupt ein Grabenkampf war, würde ich sagen, dass sich die Lage dadurch jetzt etwas beruhigt hat. Gerade in Niedersachsen wurde die Situation durch verschiedene Maßnahmen sehr angeheizt. Die Lage hat sich nun zwar beruhigt, dennoch ist das nun Beschlossene auch ein wenig halbherzig. Die Landessynoden müssen nun noch das verabschieden, was die Gewerkschaften auch immer wollten: nämlich die Einführung des Streikrechts. Insofern handelt es sich nur um einen Schritt auf einem gewissen Weg.

domradio.de: Also keine Sensation?

Bäumer: Nein, in Schleswig-Holstein und Hamburg haben sich schon 2006/2007 Ver.di und die Nordelbische Kirche in einem Tarifvertrag geeinigt. Hier haben wir das also schon. Und damals folgte auch keine große Welle: Der Dritte Weg besteht nach wie vor. Und auch dort gibt es weiterhin - aus Ver.di-Sicht ist das natürlich weiterhin ein Problem - bis 2016 eine absolute Friedenspflicht, auch dort darf nicht gestreikt werden.

domradio.de: Die Gewerkschaften betonen, dass sich die Kirchen wie normale Unter-nehmen am Markt benehmen und deshalb auch so behandelt werden müssen. Es geht da vor allem um den Streit über "Dumping"- also Niedrig-löhne. Um diese zu verhindern, sei über kurz oder lang ein Tarifvertrag für Sozialberufe notwendig. Sehen sie in der Entscheidung in Niedersachsen jetzt auch ein Signal für die anderen Bundesländer?

Bäumer: Nicht unbedingt. Die Kirchen sind nun mal keine normalen Unternehmen. Es gibt nun mal den Dritten Weg, und in dem sehe ich durchaus eine Steigerung des Ersten und Zweiten Weges. Ja, es gibt die Besonderheit der Dienstgemeinschaft. Gleichwohl muss man sich die Frage stellen, wie besonders im Pflegebereich bezahlt wird. Aber da sollte das Engagement der katholischen Kirche auch dahin gehen, sich für einen Mindestlohn in dieser Branche einzusetzen. Denn das Problem ist aus meiner Sicht die gesamte Pflegebranche, die schlecht zahlt.

Das Gespräch führte Monika Weiß.


Quelle:
DR