Dudenhöffer zum Elektromobilitätsgipfel

"Man hätte es schaffen können"

Bundeskanzlerin Angela Merkel, mehrere Bundesminister und Top-Manager der Autoindustrie treffen sich zu einer Konferenz zur Elektromobilität. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer erwartet im domradio.de-Interview nicht viel von dem Gipfel.

Ein Elektroauto (dpa)
Ein Elektroauto / ( dpa )

domradio.de: Was erwarten Sie von dem Elektromobilitätsgipfel der Bundesregierung?

Dudenhöffer: Es könnte viel dabei herauskommen - wenn man wirklich mit Macht und Schwung in die Elektromobilität gehen würde. Ich vermute aber, dass es bei großen Ankündigungen und Sich-selber-auf-die-Schulter-klopfen bleibt. Und das in einer Situation, in der das Elektroauto auf Deutschlands Straßen so gut wie nicht zu sehen ist. In den ersten vier Monaten dieses Jahres wurden gerade mal 1.500 Fahrzeuge zugelassen. Das ist weniger als 0,2 Prozent aller Neuwagen, die in Deutschland in den Verkehr gekommen sind.

domradio.de: Die Bundesregierung will, dass bis 2020 mindestens eine Million Elektrofahrzeuge auf die Straßen kommen. Utopie oder ein realistisches Ziel?

Dudenhöffer: Das ist Utopie. Man hätte das schaffen können, wäre man anders rangegangen. Selbst die nationale Plattform für Elektromobilität spricht gerade noch von 600.000 Fahrzeugen. Und auch das ist ein kaum erreichbares Ziel. Schon 300.000 wäre ein gutes Ergebnis.

domradio.de: Wie wichtig ist das Thema für ein Gelingen der Energiewende?

Dudenhöffer: Es gibt Wichtigeres, aber Elektromobilität ist ein Bestandteil, ein wichtiger Schritt in die weitere Zukunftsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie. In Märkten wie China gibt es in den Großstädten erhebliche Umweltprobleme. Und die wird man ohne Elektromobilität nicht lösen können. Wenn wir uns also nicht in Deutschland beeilen, kann es sein, dass uns die Elektromobilität davonfährt. Wir schauen zu - das wäre ein sehr bedauerliches Ergebnis.

Das Gespräch führte Matthias Friebe.


Prof. Ferdinand Dudenhöffer (dpa)
Prof. Ferdinand Dudenhöffer / ( dpa )
Quelle:
DR