Ein Kommentar von Johannes Schröer

Ein angekündigter Rücktritt

Kardinal Meisner tritt zurück. So titeln die Medien und Meinungsträger heute. Die Schlagzeile weckt natürlich sofort Erinnerungen an den Rücktritt des Papstes an Rosenmontag. Ein Kommentar von Johannes Schröer, stellvertretender Chefredakteur von domradio.de.

 (DR)

Das war eine Sensation, das stimmt, das war so manchen ARD-Brennpunkt wert. Die Meldung vom Rücktritt Meisners fällt wohl eher unter die Rubrik: Trittbrettfahrermeldung, hoffen auf Einschaltquoten und hohe Internetaufmerksamkeit im Fahrwasser der Jahrhundertmeldung. Denn der Kölner Erzbischof tritt nicht überraschend zurück, nicht heute, nicht morgen und auch nicht, wie der Papst, in drei Wochen. Kardinal Meisner will nur, und das hat er schon lange geplant und auch häufig gesagt, zum 80. Geburtstag dem Papst seinen Rücktritt als Erzbischof von Köln anbieten.

Und der Papst entscheidet dann, ob er diesen Rücktritt annimmt. Genauso wird es der Kölner Kardinal Weihnachten machen. Es gilt als wahrscheinlich, dass Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch des Kardinals annehmen wird. Denn mit 80 ist für katholische Kardinäle immer Schluss – dann geben sie ihr Erzbistum ab. Und was dann passiert? Dann geht alles seinen katholischen Lauf. Es wird ein Diözesanadministrator vom Kölner Domkapitel gewählt, der die Aufgaben des Erzbischofs bis zur Ernennung eines neuen Chefs des Erzbistums Köln erfüllen wird. Der neue Erzbischof wird nach den Richtlinien des preußischen Konkordats bestimmt – es gibt eine Liste von drei Kandidaten aus Rom und aus diesen drei Kandidaten wird das Kölner Domkapitel den neuen Erzbischof bestimmen. So geht das in der katholischen Kirche, so geht das seit ultimo.

Also warum jetzt dieser Hype, warum springen WDR, Spiegel, Tagesschau, also Medien, die man durchaus als seriös bezeichnen kann, im Dreieck und verkünden den Rücktritt des Kardinals als Sensation? Das hängt natürlich damit zusammen, dass es in Deutschland viele Menschen gibt, die Kardinal Meisner nicht mögen und sich nun mit Wohlgefallen die Hände reiben und rufen: "Na, endlich – wurde auch Zeit." Aber bitteschön? Sollten sich unsere Leitmedien nach den Wünschen der User richten. Und hier geht es jetzt gar nicht darum, ob Kardinal Meisner beliebt oder unbeliebt ist, ob er ein guter oder ein nicht so guter Erzbischof von Köln ist. Hier geht es nur darum, wie unseriös Medien werden, wenn sie nur noch das melden, was passt, weil es ein so schön wohliges Gefühl macht. Endlich ist er weg, der böse Kardinal aus Köln. Prosit – jetzt macht der Vatertag für viele doppelt Spaß.