Kein Hinweis über Schicksal zweier entführter Bischöfe in Syrien

Internationalen Druck gefordert

Mehr als eine Woche nach der Entführung zweier orthodoxer Bischöfe in Syrien gibt es noch immer keine Nachrichten über deren Schicksal.

Autor/in:
Karl Peters
Erzbischof Gregorios Yohanna Ibrahim (KNA)
Erzbischof Gregorios Yohanna Ibrahim / ( KNA )

Wie ein anonym bleibender Sprecher der antiochenisch-orthodoxen Eparchie Aleppo in einem Telefonat mit der Hilfsorganisation "Kirche in Not" erklärte, sind weder der Aufenthaltsort der Bischöfe noch die Identität der Entführer bekannt; es gebe "keine hieb- und stichfesten Hinweise auf den Ablauf der Ereignisse", zudem habe niemand die Verantwortung übernommen. Dies sei "sehr besorgniserregend", hieß es laut der Stiftung "Pro Oriente".

Die österreichische Nachrichten-Agentur kathpress berichtete unter Berufung auf die syrisch-kurdischen "Volksverteidigungseinheiten" (YPG), dass sich die entführten Metropoliten in der Hand der "Al Fatah-al Hassouna"-Gruppen befinden. Die YPG-Kommandantur forderte die "Free Syrian Army" (FSA) und die von George Sabra geführte "Nationale Koalition der syrischen Revolutions- und Oppositionskräfte" auf, die gefangenen Metropoliten umgehend in Freiheit zu setzen und sich bei der christlichen Gemeinschaft des Landes zu entschuldigen. Andernfalls würden die YPG zur Befreiung der Bischöfe ansetzen.

Auch wenn sich die beiden Bischöfe auch an einem sicheren Ort befinden sollten, gebe es Anlass zur Sorge um die Gesundheit des syrisch-orthodoxen Metropoliten Mar Gregorios Youhanna Ibrahim, der wegen Bluthochdruck und Diabetes Medikamente nehmen müsse, sagte der Sprecher der antiochenisch-orthodoxen Eparchie laut kathpress. Die kirchlichen Verantwortlichen seien bemüht, das Verlangen der christlichen Gemeinschaft nach großen Protestdemonstrationen einzudämmen, denn die Reaktionen der Entführer auf solche Demonstrationen seien nicht absehbar. Es gebe zwar ständig Gebetswachen für die beiden entführten Bischöfe, aber die Christen seien empört und "möchten dem auch Ausdruck verleihen". Notwendig sei vor allem, den "internationalen Druck" für die Befreiung der beiden Metropoliten zu verstärken. Die internationale Gemeinschaft habe sich bisher "sehr gut" verhalten.

Die USA sollen helfen

Mittlerweile haben die Mitglieder der "Versammlung der kanonischen orthodoxen Bischöfe von Nordamerika" in einer gemeinsamen Erklärung US-Außenminister John Kerry aufgefordert, sich angesichts des bevorstehenden orthodoxen Osterfestes für die "unverzügliche Freilassung" der beiden Aleppiner Metropoliten einzusetzen. Die US-Regierung sei immer eine Vorkämpferin der Bürgerrechte, der Religionsfreiheit und der Menschenwürde gewesen, daher müsse sie jetzt auf alle Beteiligten in Syrien verstärkten Druck ausüben, "um das Töten schuldloser Menschen zu stoppen und die Religionsfreiheit und den Respekt vor allen Minderheiten wiederherzustellen". Seit dem Ausbruch der Kämpfe in Syrien seien die religiösen Minderheiten nicht nur zunehmenden Attacken der islamistischen Rebellen ausgesetzt, sie seien auch ins Kreuzfeuer der gegnerischen Fraktionen geraten, so die orthodoxen Bischöfe.

Am 22. April habe die US-Kommission für Religionsfreiheit einen Bericht über die Situation in Syrien veröffentlicht. Darin sei ausdrücklich darauf hingewiesen worden, dass die religiösen Minderheiten, einschließlich der Christen, Ziel einer Ausrottungspolitik seien, um in Syrien einen islamistischen Staat zu errichten und die Scharia als "Gesetz des Landes" einzuführen. Aus diesem Grund seien christliche Kleriker entführt und ermordet worden, während andere nach ihrer Entführung durch Rebellen "nach wie vor vermisst" seien.

Am Montag war einer der wichtigsten christlichen Bezirke von Aleppo - Suleimaniya - mit großkalibrigen Geschützen beschossen worden. Dabei wurden vier Personen getötet. Der melkitische griechisch-katholische Erzbischof von Aleppo, Jean Clement Jeanbart, betonte gegenüber der katholischen Nachrichtenagentur "AsiaNews", die Situation in der Stadt sei "schrecklich", niemand sei mehr sicher.


Quelle:
KNA