Frankreich beschließt "Homo-Ehe"

Der Protest geht weiter

In Frankreich wird die "Homo-Ehe" Realität: Die Nationalversammlung in Paris beschloss das umstrittene Gesetz am Dienstag in dritter Lesung endgültig. Es erlaubt homosexuellen Paaren die Heirat und Adoption von Kindern. Hunderttausende Franzosen hatten in den vergangenen Monaten im ganzen Land gegen das Gesetz protestiert.
 

Homosexuelles Paar (KNA)
Homosexuelles Paar / ( KNA )

In der Nationalversammlung stimmten 331 Abgeordnete dafür, 225 dagegen. Justizministerin Christiane Taubira, die das Gesetzespaket im Januar vorgelegt hatte, sprach von einem historischen Augenblick. Frankreich ist das neunte europäische Land und das 14. weltweit, das die Homo-Ehe erlaubt. Die Opposition kündigte an, den Verfassungsrat anzurufen. Dennoch werden die ersten Hochzeiten für Juni erwartet.

Auch die Gegner wollen weiter demonstrieren. Bürgermeister wollen sich weigern, die Trauung homosexueller Paare zu vollziehen, hieß es. Dabei handelt es sich um ein Wahlversprechen von Präsident François Hollande. Die Opposition hatte seit der Ankündigung des Gesetzes im vergangenen Sommer dagegen mobil gemacht. Alle Religionen des Landes - die katholischen Bischöfe, die protestantische Föderation, der Rat der Juden und der Muslime - sprachen sich gegen die Homo-Ehe aus.

Homosexuelle beklagen Zunahme der Homophobie

Die Befürworter der Liberalisierung der "Homo-Ehe" beklagten dagegen eine Zunahme der Homophobie. Nach der kontroversen Diskussion in Parlament, Senat und den Medien seien homofeindliche Äußerungen nicht mehr tabu, hieß es. Sechs Mal so viele Hilferufe wie sonst zählte der Verein "Le Refuge", der jungen Homosexuellen, die von ihren Eltern wegen ihrer sexuellen Orientierung hinausgeworfen wurden, eine Unterkunft bietet.

Es gab gewalttätige Angriffe auf Homosexuelle in Paris und Nizza, Angriffe auf ihre Vereinslokale. Parlamentspräsident Claude Bartolone erhielt am Montag einen anonymen Drohbrief mit Schießpulver. Auch in der vergangenen Nacht hatten sich die Gegner vor dem Parlament versammelt. Die Opposition im Parlament hatte versucht, die Verabschiedung mit 5.300 Änderungsvorschlägen hinauszuzögern. Parlament und Senat debattierten 172 Stunden.

Änderungen betreffen auch das Adoptionsrecht

In Frankreich haben verheiratete Paare, ob homo- oder heterosexuell, nun die gleichen Rechte. Sie können die Kinder des Partners adoptieren oder gemeinsam ein Kind, das zur Adoption zur Verfügung steht. In zahlreichen anderen Ländern ist die Adoption nur heterosexuellen Paaren erlaubt.

Ändern wird sich auch die Namensgebung: Adoptierte Kinder können ihren ursprünglichen Namen behalten und die Namen der beiden Eltern in alphabetischer Reihenfolge anfügen. Auch bei heterosexuellen Paaren werden die Kinder künftig einen Doppelnamen tragen, wenn sich die Eltern nicht auf einen Namen einigen. In-vitro-Befruchtung für lesbische Frauen bleibt wie Leihmutterschaft jedoch weiterhin verboten.


Quelle:
epd