Biografiespezialist auf Spuren von Gottes Sohn

Jesus für Youngsters

Alois Prinz ist ein preisgekrönter Autor von Biografien für jugendliche Leser. Nach Büchern über Franz Kafka, Ulrike Meinhof und Joseph Goebbels hat er sich Jesus von Nazaret genähert. Ein Gespräch darüber, was Jesus der Jugend heute zu sagen haben könnte.

 (DR)

KNA: Herr Prinz, reißt Jesus Jugendliche noch vom Hocker?

Prinz: Wenn ich das wüsste: Ich bin kein Jugendlicher mehr. Aber ich schreibe Bücher für junge Leser und ich bin oft an Schulen. Dort mache ich die Erfahrung, dass die Kids Feuer und Flamme entwickeln können für religiöse Themen - wenn man sie unbefangen angeht, auch mal abseits vom Lehrplan, und wenn man eine Verbindung zu ihrer Lebenswelt herstellt.

KNA: Welche Message hat der Sohn Gottes für junge Leute?

Prinz: Junge Menschen sind heute viel stärker als früher einem gewaltigen Erwartungsdruck ausgesetzt, von Eltern, Lehrern, Karriereplänen. Jesus ist einer, der Autoritäten abwehrt, der sagt: "Nein, was ihr mir sagt, das gilt nicht für mich. Ich habe einen Vater im Himmel, auf den vertraue ich und der weiß schon, was richtig ist für mich." Mit diesem gesunden Eigen-Sinn kann Jesus auch anderen den Rücken stärken, und in meinem Buch erzähle ich davon, wie er das gemacht hat.

KNA: Sie haben über Franz Kafka, Ulrike Meinhof und Joseph Goebbels geschrieben. Jetzt der Sohn Gottes. Reizen Sie die Gegensätze?

Prinz: Diese Personen haben mehr gemeinsam als man denkt. Goebbels wuchs im katholischen Rheinland auf und wollte Priester werden, seine spätere Weltanschauung war, wenn auch auf pervertierte Weise, religiös aufgeladen. Ulrike Meinhof hat sich bis zum Schluss für eine Sophie Scholl gehalten, die im Namen des Guten glaubte, die Welt durch Waffengewalt verändern zu können. Und Frank Kafka ist für mich einfach ein Heiliger, wenn auch auf sehr versteckte Weise. Für mich hat jedes Leben eine religiöse Dimension und wenn man sie einmal ganz ins Auge fassen will bei einem, bei dem sie sozusagen Fleisch geworden ist, muss man zu Jesus zurückgehen.

KNA: Ihre Frau ist evangelische Pfarrerin. Mussten Sie ihr das Buch zur Zensur vorlegen?

Prinz (lacht): Nein - ich bin katholisch aufgewachsen, die viel wortlastigere und nicht so ritualbezogene evangelische Welt hat meinen Horizont erweitert. Außerdem muss meine Frau täglich an unterschiedlichste Menschen und Gruppen den Glauben vermitteln. Wie sie da ständig nach neuen Wegen und Worten sucht, das ist auch sehr lehrreich für mich.

KNA: Gibt es Unterschiede zwischen dem katholischen und evangelischen Jesus?

Prinz: Ich glaube schon. Zumindest ist der katholische Jesus meiner Kindheit eine viel opulentere Gestalt. Als Ministrant war ich oft in Altötting, da traf ich einen Jesus an, der weit über dem Boden schwebte, eine verklärte Gestalt. Mir geht es in meinem Buch um eine gewisse Erdung. Jesus ist ein einfacher Mensch, der oft unerkannt bleibt, bei seinen eigenen Leuten aneckt, eigentlich eine unspektakuläre Erscheinung. Man kann ihm begegnen, ohne dass man dauernd die Augen heben muss.

KNA: Jesusbücher gibt es wie Sand am Meer. Wodurch hebt sich Ihr Text ab?

Prinz: Alle Bücher haben ihre Berechtigung. Ich habe viele gelesen. Aber die Hürden, sie zu verstehen, sind oft sehr hoch. Dabei ist die christliche Botschaft im Grunde einfach, sie passt auf einen Fingernagel. Ich wollte ein Buch schreiben, das sich ohne Vorwissen lesen lässt, aber den historischen Forschungsstand auch nicht ignoriert. Die Leser sollen einen leichten Zugang zu Jesus finden und zugleich von der Oberfläche in die Tiefe geführt werden.

KNA: Wenn Sie Jesus heute träfen, welche Frage würden Sie ihm stellen?

Prinz: Ich glaube nicht, dass ich ihn etwas fragen würde. Mich hat immer gewundert, warum das seine Jünger so oft getan haben. Jesus ist direkten Fragen meist ausgewichen. Er wollte sich nicht festlegen lassen und eine bestimmte Ungewissheit um seine Person nicht auflösen. Das scheint mir auch ein wichtiger Moment des Glaubens zu sein: sich kein fertiges Bild von Jesus zu machen, sondern offen zu bleiben für Überraschungen.

Das Gespräch führte Christoph Renzikowski.

Hinweis: Alois Prinz, Jesus von Nazaret, Gabriel Verlag Stuttgart, 240 Seiten, 16,95 Euro.


Quelle:
KNA