Militärbischof Overbeck würdigt Kosovo-Einsatz

"Verantwortung übernehmen, wo es für viele kaum vorstellbar ist"

Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck würdigt im domradio.de-Interview den Auslandseinsatz der Bundeswehr im Kosovo: Die UN-Mission leiste vor Ort einen "Dienst am Leben".

Bischof Overbeck beim Truppenbesuch / © Christina Lux / KMBA
Bischof Overbeck beim Truppenbesuch / © Christina Lux / KMBA

domradio.de: Bischof Overbeck, was hat Ihrer Meinung nach der Einsatz der Bundeswehr im Kosovo bislang gebracht?

Overbeck: Ich war zum ersten Mal dort. In meiner Funktion als Militärbischof wollte ich die Soldaten besuchen und genau auf diese Frage eine Antwort finden. Ich habe dabei unter anderem festgestellt, dass die schon seit Jahrhunderten währenden Feindseligkeiten zwischen den Serben und den Kosovo-Albanern dank der UN-Truppen zumindest in einen solchen Zustand überführt worden sind, dass jetzt nach Außen gesehen relativer Friede herrscht. Das ist wichtig für die Region, vor allen Dingen für den Nordkosovo, wo es viele Auseinandersetzungen wegen der Beziehungen zwischen den Serben und den Kosovo-Albanern gibt. Ich habe deutlich festgestellt, dass es durch die 14-jährige Präsenz für viele Menschen möglich ist, friedlich zu leben. Das heißt natürlich längst nicht, dass die Spannungen aufgehoben sind.

domradio.de: Sie waren insgesamt drei Tage vor Ort. Was haben Sie in dieser Zeit gemacht?

Overbeck: Ich war mit den Soldatinnen und Soldaten im Feldlager in Prizren zusammen gewesen, habe dort auch gewohnt, habe mit ihnen Gottesdienste gefeiert und mich über die Lage informiert. Ich bin mit dem Oberbefehlshaber der Nato-Truppen zusammengekommen. Und war vor Ort, wo die Soldaten im Einsatz sind, wo es immer zu Streitigkeiten kommt. Schließlich konnte ich bei den Fahrten durch den Kosovo die Landschaft etwas kennen lernen - und dabei auch ein Jesuiten-Gymnasium besuchen, das von einem Deutschen geführt wird und der auf diese Weise viel für die Bildung der Mädchen und Jungen im Kosovo tut.

domradio.de: Welche Botschaft haben Sie den Soldaten bei den Gottesdiensten mit auf den Weg gegeben?

Overbeck: Verschiedene Botschaften. Zunächst natürlich die vom Leben, denn es war die Osterwoche, in der ich im Kosovo war, deshalb ergaben sich viele gute Anknüpfungspunkte für die konkrete Aufgabe, die sie vor Ort wahrnehmen: Die Osterbotschaft spricht vom Leben, und wenn Soldaten einen Friedensdienst und einen Dienst für die Sicherheit der Menschen vor Ort tun, ist das ein Dienst am Leben. Dann habe ich noch deutlich gemacht: Leben heißt heute immer, Frieden in einer globalisierten Welt zu schützen. Und das bedeutet auch, Verantwortung da zu übernehmen, wo es für viele kaum vorstellbar ist. Das erleben unsere Soldaten sehr, die immer wieder auch danach fragen, wie sehr denn ihr Einsatz in Deutschland gewürdigt wird. Mir war wichtig zu sagen, wir würdigen diesen Einsatz für den Frieden sehr.

domradio.de: Diese Frage spielt für die Soldaten eine große Rolle? Die Frage nach der Wertschätzung in der Heimat?

Overbeck: Die Soldaten erledigen professionell ihre Aufgabe, auf der anderen Seite ist es menschlich, dass nicht nur Aufmerksamkeit gewollt ist, sondern auch eine Form von Anerkennung. Und das kann ein Problem werden, das ist in den Gesprächen deutlich geworden. Auf der anderen Seite, darauf habe ich immer wieder hingewiesen, leben wir in einer globalisierten Welt mit unterschiedlichen Konfliktherden, haben wir gemeinsam mit anderen Völkern einen solchen Auftrag auszuüben, um Gewalt zu verhindern - also auch dort, wo die Medienöffentlichkeit nicht hinschaut. Umso wichtiger ist es, dass er auch wahrgenommen wird.

Das Gespräch führte Aurelia Rütters.

Militärbischof Franz-Josef Overbeck hat bis Freitag (05.04.2013) für drei Tage die deutsche Kosovo-Truppe (KFOR) besucht.


Quelle:
DR