30 Prozent mehr antisemitische Gewalttaten weltweit

Gefährliche Entwicklung

Antisemitische Gewalttaten haben 2012 laut einer Studie weltweit um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugenommen. Das geht aus einem am Sonntag von der Universität Tel Aviv veröffentlichten Bericht hervor.

 (DR)

Der Report des Kantor Centers für Studien zum zeitgenössischen Europäischen Judentum listet insgesamt 686 Vorfälle auf. Darunter sind 273 Angriffe auf Juden jeden Alters und 166 Todesdrohungen gegen Juden. Insgesamt seien 190 Synagogen, Friedhöfe und Monumente geschändet worden.

Spitzenreiter ist der Studie zufolge Frankreich, wo 373 antisemitische Angriffe gezählt wurden, 60 Prozent mehr als im Jahr 2011. Dort habe der tödliche Anschlag auf eine jüdische Schule in Toulouse im März 2012 offenbar zu Nachahmertaten geführt, sagte der Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses, Moshe Kantor. Daneben ereigneten sich die meisten antisemitischen Übergriffe laut Studie in den USA, Großbritannien, Kanada und Australien.

Problem Ungarn

Besonders besorgt äußerte sich Kantor über die Entwicklung in Ungarn. Dort zeigen sich nach seinen Worten die "beunruhigendsten rassitischen und antisemitischen Trends in Europa". Angestachelt würden sie von rechtsextremen Politikern der Jobbik-Partei. Fast zwei Drittel der ungarischen Bevölkerung habe im Berichtsjahr judenfeindliche Ansichten vertreten, gegenüber 47 Prozent im Jahr 2009.

Zudem verweist der Bericht auf die judenfeindliche Hetze der griechischen Partei "Goldene Morgenröte" und der Svboboda-Partei in der Ukraine. "Diese Neonazi-Parteien haben alle roten Linien auf einem Kontinent überschritten, wo wir hofften, nie wieder den Hitlergruß, Hakenkreuz-ähnliche Symbole und die Forderung nach einer Registrierung der Juden erleben zu müssen", sagte Kantor. Auch in Polen habe die Schändung von jüdischen Friedhöfen und Holocaust-Gedenkstätten zugenommen.


Quelle:
KNA