Bangladesch ist ein Beispielland der Fastenaktion

Wenn ein Fluss vermietet wird

Bangladesch ist mehr als ein Land, das mit dem Klimawandel zu kämpfen hat: Die ganze Vielfalt des Landes - etwa die sozialen Facetten - will das katholische Hilfswerk Misereor in der Fastenaktion in den Blickpunkt rücken.

Autor/in:
Larissa Hinz und Gottfried Bohl
"Wir haben den Hunger satt" (MISEREOR)
"Wir haben den Hunger satt" / ( MISEREOR )

Bangladesch hat 160 Millionen Einwohner, also doppelt so viele wie Deutschland. Allerdings lebt die Bevölkerung dicht zusammen; auf einer Fläche, die gerade mal doppelt so groß ist wie Bayern. Drei Viertel der Bangladeschi leben auf dem Land - als Bauern und Fischer.

Sie müssen besonders stark mit den Folgen des Klimawandels kämpfen. Bischof Theotonius Gomes nennt die klimatischen Veränderungen eine «Riesen-Herausforderung» für sein Land. Nicht nur für die Menschen vor Ort. "Wir alle müssen unser Verhalten ändern im Alltag, um unsere Schöpfung besser zu schützen", sagt er. Und meint damit auch Politik und Industrie - nicht zuletzt in den reichen Ländern des Nordens.

Die Bauern und Fischer in Bangladesch leiden aber nicht nur unter dem Klimawandel, sondern auch unter sozialen Ungerechtigkeiten: Vielen wird zum Beispiel der Zugang zu Land und Wasser verwehrt. Internationale Großkonzerne vertreiben die Bauern von ihrem Land, um die Flächen für ihre eigenen Zwecke zu bewirtschaften. Oder sie forcieren hochgezüchtete Reissorten, die teuren Dünger und Pestizide brauchen und noch dazu empfindlich sind gegen Wetterschwankungen.

Auch Einsatz für Menschenrechte

Die Folge: Viele Bauern verschulden sich erst für Saatgut, Dünger und Pestizide und stehen am Ende doch mit leeren Händen da. Deshalb suchen die Caritas und andere Misereor-Partner nach anderen Wegen, wie Agrarexperte Sirajul Haque erklärt: "Gerade den ärmsten der Kleinbauern und den indigenen Minderheiten helfen wir dabei, auf biologische Landwirtschaft umzustellen." So werden sie unabhängig von den teuren und empfindlichen Hochleistungssorten. "Heute züchten die Bauern wieder alte traditionelle Reissorten, die viel unempfindlicher sind und ohne chemischen Dünger und Pestizide auskommen."

Ein weiteres Problem: Der Staat vermietet Flüsse an Privatleute und Unternehmen; die am Fluss wohnenden Menschen dürfen dann nicht mehr ihre Netze auswerfen. Die Misereor-Partner helfen hier vor allem mit Rechtsberatung beim Kampf um die traditionellen Fischereirechte. Andere Programme fördern die Schul- und Berufsausbildung, um unabhängiger von Fischerei und Landwirtschaft zu werden. In den Städten setzen sich die Entwicklungshelfer zudem für Menschenrechte ein, etwa für verbesserte Arbeitsbedingungen für die Arbeiterinnen in Textilfabriken.

Der Hauptgeschäftsführer von Misereor, Pirmin Spiegel, war gerade in Bangladesch, um sich Not und Hilfe aus erster Hand anzusehen. Eine wichtige Erkenntnis: "Wir Deutsche sollten gerade jetzt in der Fastenzeit deutlicher hinterfragen, wie unser Lebensstil mit der Not der Menschen in Bangladesch und andernorts zusammenhängt." Spiegel nennt zum Beispiel Fleischkonsum und Spritverbrauch und fragt, "warum Menschen im Süden hungern müssen, weil auf ihren Feldern Soja angebaut wird für die Tiermast oder für Biosprit". Die neue Fastenaktion soll darauf aufmerksam machen und «zeigen, dass wir auf einer Erde leben - und nicht auf einem Globus mit einer ersten, zweiten, dritten und vierten Welt».


Quelle:
KNA