Hamburg: Streit um den Umbau einer Kirche zur Moschee

Debatte im Norden

Der Verkauf einer nicht mehr genutzten evangelischen Kirche in Hamburg an eine muslimische Gemeinde löst eine heftige Debatte aus. Die Hamburger CDU-Bürgerschaftsfraktion fordert nun, die geplante Umwidmung in eine Moschee zu stoppen.
 

 (DR)

"Natürlich ist es richtig, dass auch die islamische Gemeinde einen gemeinsamen Ort zum Beten benötigt", sagte der kirchenpolitische Sprecher Frank Schira am Mittwoch in Hamburg. "Ob nun aber so viel Segen darauf liegt, dass es sich hierbei ausgerechnet um eine ehemalige Kirche handelt, wage ich zu bezweifeln." Der Plan sei zwar rechtlich nicht zu beanstanden. Dennoch sollten die Betroffenen noch einmal darüber nachdenken, "ob es sich hierbei wirklich um eine kluge Entscheidung handelt", sagte Schira. "Es wäre zu begrüßen, wenn die Beteiligten über die Nutzung eines anderen Gebäudes nachdenken würden."

Am Mittwoch war bekanntgeworden, dass das islamische Zentrum Al-Nour das leerstehende Gebäude der ehemaligen evangelischen Kapernaumkirche gekauft hatte, um es zu einer Moschee umzubauen. Die 2002 entwidmete Kirche war 2005 an einen Hamburger Unternehmer veräußert worden, der es an die islamische Gemeinde verkaufte.

Damit wird erstmals ein Gotteshaus aus den Reihen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) als islamischer Gebetsraum genutzt. Im vorigen Jahr hatte die Umwandlung einer evangelisch-methodistischen Kirche in Mönchengladbach zur Moschee für heftige Proteste gesorgt.

Heute nicht mehr möglich

Seit 2007 gibt es Leitlinien der EKD zum Verkauf von Kirchen, wonach eine direkte Veräußerung an eine nicht-christliche Organisation nicht mehr zulässig ist. Die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs erklärte, sie hoffe, dass "das ausgesprochen gute interreligiöse Miteinander in Hamburg zu einer unaufgeregten Diskussion über diese Situation führen wird". Die Kirche bleibe ein Gotteshaus. Der Verkauf einer ehemaligen Kirche an eine nicht-christliche Religionsgemeinschaft wäre nach der heute geltenden Rechtsordnung der Nordkirche gar nicht mehr möglich.

Der Hamburger katholische Dompropst Nestor Kuckhoff sagte auf Anfrage, das Erzbistum Hamburg vermeide solche Situationen nach Möglichkeit, indem es entwidmete Kirchen nicht an Dritte verkaufe, die möglicherweise als "Strohmänner" fungieren könnten, sondern die Gebäude gegebenenfalls abreiße. Kuckhoff verwies auf eine Handreichung der Deutschen Bischofskonferenz von 2003, die sich gegen eine "kultische Nutzung" ehemals katholischer Gotteshäuser durch den Islam "wegen der Symbolwirkung einer solchen Maßnahme" ausspricht.

 


Quelle:
KNA