Privatschule nur für Jungen ist zulässig

Kölner Förderverein erhält Recht

Privatschulen ausschließlich für Mädchen oder Jungen sind mit dem Grundgesetz vereinbar. Das hat das Bundesverwaltungsgericht entschieden. Damit kann ein katholisches Jungengymnasium in Potsdam genehmigt werden.

 (DR)

domradio.de: Sie haben geklagt für das Jungengymnasium der katholischen Vereinigung Opus Dei - weshalb?
Horst Hennert: Die Verbindung zu Opus Die ist nur dadurch gegeben, dass die Schulseelsorge an der Schule durch einen Priester von Opus Dei wahrgenommen wird. Die Fördergemeinschaft der Schulträger ist eine Bürgerinitiative, in der einige Mitglieder des Opus Dei mitwirken, aber die Schule selbst ist an der katholischen Glaubens- und Sittenlehre orientiert und wird sich auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes um die entsprechende Erziehung bemühen. Die Initiative, die wir 2006 gestartet haben, ist 2007 abgelehnt worden mit der Begründung, dass alle Schulen koedukativ sein müssen, wir wollten ja ein Jungengymnasium. 2009 haben wir vor dem Verwaltungsgericht Potsdam gewonnen, dagegen hat dann das Land Brandenburg Revision eingelegt; dann ist das Verfahren an das Oberverwaltungsgericht gegangen. 2011 haben wir dort ebenfalls gewonnen. Und der Revisionsantrag wurde sogar abgewiesen. Dann hat das Land Brandenburg aber Beschwerde wegen Nichtzulassung der Revision eingelegt und dem wurde stattgegeben, so dass jetzt die Entscheidung beim Bundesverwaltungsgericht  nötig war

domradio.de: Trotzdem ruft dieses Thema jetzt viele Kritiker auf den Plan. Was glauben Sie, woher kommt diese Kritik?
Hennert: Das kommt natürlich daher, dass die veröffentlichte Meinung über das Opus Dei nicht besonders gut ist. Und ich sage immer, diejenigen die ihre Kenntnisse über das Opus Dei alleine von Dan Brown beziehen, die haben nicht die Realität des Opus Dei vor Augen. Das Opus Dei ist eine Personalprälatur innerhalb der katholischen Kirche, der Gründer ist heiliggesprochen, das heißt wir befinden uns also ganz und mittendrin in der katholischen Kirche. Das aber ist vielen Leuten nur schwer vermittelbar und daher wird die Kritik immer in Verbindung mit dem Opus Dei laut.

domradio.de: Das Erzbistum Berlin hat sich geäußert und sagt: Man unterstütze die große Vielfalt freier Schulträger, man werde sich aber nicht an der Finanzierung dieser Schule beteiligen. Wer finanziert sie denn?
Hennert: Wir müssen die Schule aus Spenden finanzieren. Wir haben, bevor wir überhaupt die ersten Schritte unternommen haben, damals mit Kardinal Sterzinsky (†) über das Schulprojekt gesprochen und der hat uns gesagt, dass er sehr froh über alles sei, was dazu beiträgt, dass der katholische Glaube weitergegeben wird, gerade hier im Erzbistum Berlin, und wir waren uns von Anfang an darüber im Klaren, dass das Bistum uns nicht finanziell unterstützen kann. Deswegen haben wir eine Stiftung gegründet und wir werden versuchen über die Stiftung die finanziellen Möglichkeiten zu generieren.

Das Interview führte Verena Tröster.

Hintergrund

Das umstrittene Projekt eines katholischen Jungengymnasiums in Potsdam hat vom Bundesverwaltungsgericht grünes Licht erhalten. Die Leipziger Richter wiesen am Mittwoch die Revision von Brandenburgs Bildungsministerium zurück, die das Vorhaben stoppen sollte. Ob es verwirklicht werden kann, ist wegen des starken Widerstands in der Stadt jedoch ungewiss. Das Bildungsministerium hatte dem Projekt die Zustimmung mit der Begründung verweigert, das Brandenburger Schulsystem sehe einen gemeinsamen Unterricht von Jungen und Mädchen vor. Davon dürften auch freie Träger nicht abweichen. Zudem sei das Vorhaben mit dem grundgesetzlichen Gebot der Gleichstellung von Mann und Frau unvereinbar. Dagegen entschieden das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg und die Vorinstanz, dass freie Schulträger auch geschlechtergetrennte Schulen gründen dürften. Ebenso entschied nun das Bundesverwaltungsgericht.