Scientology bleibt im Blickfeld des Verfassungsschutzes

Einstufung: Gefährlich

Auch 16 Jahre nach Beginn der Beobachtung von Scientology durch den Verfassungsschutz bleibt die umstrittene Organisation im Visier der Ermittler. Die nordrhein-westfälischen Sicherheitsbehörden stufen Scientology weiterhin als gefährlich ein und wollen von ihrer Beobachtung nicht abrücken.

Autor/in:
Christian Wolf
 (DR)

Der Vorwurf lautet Missachtung von Grund- und Menschenrechten. Seit 1997 steht die vom amerikanischen Science-Fiction-Autor L. Ron Hubbard gegründete Gruppierung im Blickfeld des Verfassungsschutzes. Eine Abkehr davon zeichnet sich auch in Zukunft nicht ab. "Scientology ist gefährlich. Es handelt sich um eine totalitäre Organisation, die gezielt wesentliche Grund- und Menschenrechte missachtet", sagte NRW-Verfassungsschutzchef Burkhard Freier im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd. Die Menschenwürde, die freie Entfaltung der Persönlichkeit und die Gleichbehandlung aller Menschen würden bewusst außer Kraft gesetzt.

Darüber hinaus strebe Scientology eine Gesellschaft ohne allgemeine und gleiche Wahlen an. "Wegen dieser massiven Verstöße gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung beobachtet der Verfassungsschutz Scientology", sagte Freier. Dies werde auch in Zukunft fortgesetzt. Schon 2008 hatte das Oberverwaltungsgericht Münster die Beobachtung für rechtmäßig erachtet.

Auch den Umgang mit den Mitgliedern hält der Verfassungsschutz für kritikwürdig. So machten die Scientologen ihre Mitglieder "psychisch abhängig" und trieben sie durch enorme Geldforderungen für "immer neue dubiose Kurse in den finanziellen Ruin". Über Neben- und Tarnorganisationen sollten vor allem Jugendliche an Scientology gebunden werden. "Die Sekte verschleiert dabei ihre eigennützigen Ziele. So fallen vor allem Menschen in schwierigen persönlichen Lebenslagen auf sie herein", sagte der Leiter des Verfassungsschutzes.

Sekten-Info kritisiert hierarchisches System

Unterstützung erhält die Sicherheitsbehörde aus Expertenkreisen. Auch die Sekten-Info NRW stuft Scientology als gefährlich ein. "Sie lehnen die Demokratie ab und verfügen über ein hierarchisches System", sagte Geschäftsführerin Sabine Riede der dapd. Zudem verlören Mitglieder angesichts überteuerter Bücher und Kurse viel Geld, und die eigenwilligen Therapieangebote seien für psychisch labile Menschen ein Risiko. Von einem Verbot, wie es immer wieder gefordert wird, hält Riede derzeit allerdings nichts. "So etwas wäre auf Basis der vorliegenden Datenlage im Moment nicht durchsetzbar", sagte sie.

Bei Scientology selbst gibt man sich betont handzahm und weist alle Vorwürfe von sich. Trotz der jahrelangen Überwachung sei bislang nichts gegen die Organisation gefunden worden. "Somit hat der Verfassungsschutz eigentlich bewiesen, dass nichts an den Vorwürfen dran ist", sagte eine Sprecherin der Düsseldorfer Zentrale. Erst 2008 habe Scientology in Deutschland eine Grundsatzerklärung für Menschenrechte und Demokratie verbindlich in seine Satzung aufgenommen. Zudem werde "häufig eine künstliche Hysterie" erzeugt, die nichts mit der Realität zu tun habe.


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