Chronologie der Kontroverse um Holocaust-Leugner

"Unbedachte Äußerungen"

Ausschluss aus der Pius-Brüderschaft, Holocaust-Leugnung und Exkommunikation: Wichtige Daten der Kontroverse um den 72-Jährigen Traditionalisten Williamson.

 (DR)

8. März 1940: Richard Williamson wird als zweiter von drei Söhnen anglikanischer Eltern in London geboren.

Oktober 1972: Williamson tritt nach seiner Konversion zur katholischen Kirche in das Internationale Priesterseminar St. Pius X. in Econe/Schweiz ein und wird nach vier Jahren Studium von Erzbischof Marcel Lefebvre zum Priester geweiht.

30. Juni 1988: Gegen den ausdrücklichen Willen des Papstes weiht Lefebvre Williamson und drei andere Priester zu Bischöfen. Alle Beteiligten ziehen sich damit automatisch die Kirchenstrafe der Exkommunikation zu. Die Weihen sind gemäß Kirchenrecht unerlaubt, aber gültig.

April 1989: In einer Rede in Kanada wirft Williamson den Juden vor, für Modernismus und Korruption in der katholischen Kirche verantwortlich zu sein. Zugleich leugnet er die Existenz von Gaskammern der Nationalsozialisten.

1. November 2008: In einem Interview, das ein schwedischer TV-Sender in Bayern aufzeichnet, leugnet Williamson den Holocaust. Nach seiner Ansicht seien nicht sechs Millionen, sondern lediglich 200.000 bis 300.000 Juden von den Nazis umgebracht worden, davon keiner in Gaskammern.

21. Januar 2009: Per Dekret der vatikanischen Bischofskongregation wird aufgrund einer Bitte des Traditionalistenoberen Bernard Fellay an den Papst die Exkommunikation der von Lefebvre geweihten Bischöfe aufgehoben. Am selben Tag wird im schwedischen Sender SVT das Williamson-Interview ausgestrahlt.

23. Januar: Die Staatsanwaltschaft Regensburg nimmt Ermittlungen wegen Volksverhetzung gegen Williamson auf.

24. Januar: Der Vatikan teilt die Rücknahme der Exkommunikation förmlich mit. Die Entscheidung löst im Judentum, bei Kirchenvertretern und Politikern Empörung aus.

27. Januar: Die Piusbruderschaft distanziert sich von Williamsons Äußerungen und entschuldigt sich beim Papst und "allen Menschen guten Willens". Der Generalobere Fellay untersagt Williamson jede öffentliche Stellungnahme zu politischen oder historischen Fragen.

28. Januar: Benedikt XVI. weist jeden Verdacht zurück, die Kirche könne den Holocaust leugnen oder von ihrem Kurs der jüdisch-christlichen Aussöhnung abrücken. Er erläutert seine Erwartungen an die Bruderschaft: volle Anerkennung des kirchlichen Lehramtes, der Autorität des Papstes und des Zweiten Vatikanischen Konzils.

30. Januar: Williamson bittet den Papst in einem Brief um Entschuldigung für die Probleme, die er mit seinen "unbedachten Äußerungen" ausgelöst habe. Seine Aussagen zum Holocaust zieht er nicht zurück.

4. Februar: Der Vatikan fordert Williamson zum öffentlichen Widerruf seiner Holocaust-Leugnung auf. Ansonsten werde er keine Zulassung zu bischöflichen Aufgaben erhalten.

16. April 2010: Das Amtsgericht Regensburg verurteilt Williamson zu 10.000 Euro Geldstrafe. Das Landgericht bestätigt das Urteil ein Jahr später. Williamson legt Revision ein.

22. Februar 2012: Das Oberlandesgericht (OLG) Nürnberg stellt das Strafverfahren vorläufig ein. Es habe sich lediglich um eine Vorbereitungshandlung und demnach um ein noch nicht strafbares Verhalten gehandelt.

26. Juni 2012: Die Piusbruderschaft schließt Williamson von den Beratungen ihres Generalkapitels Anfang Juli teilweise aus. Er habe wiederholt zur Rebellion aufgerufen und die Einigungsgespräche mit dem Vatikan torpediert.

11. Juli 2012: Die Staatsanwaltschaft Regensburg beantragt einen neuen Strafbefehl wegen Volksverhetzung.

Ende August 2012: Williamson firmt ohne Absprache in Brasilien.

24. Oktober 2012: Das Generalhaus in Menzingen teilt den Ausschluss Williamsons aus der Piusbruderschaft offiziell mit. Die Entscheidung sei bereits am 4. Oktober getroffen worden.

16. Januar 2013: Das Amtsgericht Regensburg verhandelt einen neuerlichen Strafbefehl über eine Geldstrafe von 100 Tagessätzen, gegen den Williamson Einspruch erhoben hat.


Quelle:
KNA