Neuer Papst der Kopten ins Amt eingeführt

In schwierigen Zeiten

Der neue koptische Papst Tawadros II. hat am Sonntag sein Amt als Oberhaupt der größten christlichen Gemeinschaft Ägyptens angetreten. Dem Gottesdienst in der Markus-Kathedrale in Kairo wohnten nach Angaben der ägyptischen Zeitung "Ahram Online" Hunderte Gläubige und internationale Würdenträger bei. Ägyptens Präsident Mohammed Mursi blieb wie angekündigt fern.

 (DR)

Hingegen nahm Ministerpräsident Hisham Kandil an der Feier teil. Unter den Gästen war auch der Reformpolitiker und Friedensnobelpreisträger Muhammad El-Baradei. Tawadros II., 118. Papst und Patriarch der koptisch-orthodoxen Kirche, konnte bei der Zeremonie die Tränen nicht zurückhalten. Der 60-jährige Mönch aus dem Wüstenkloster Anba Bischoi nordwestlich von Kairo tritt an die Stelle des im März verstorbenen Schenuda III., der die Kirche am Nil seit 1971 geleitet hatte. Der Einführungsgottesdienst stand auch unter dem Zeichen des Busunglücks, bei dem am Samstag in der Provinz Assiut rund 50 Kinder ums Leben kamen.



Der neue Patriarch war am 4. November aus einer gewählten Dreierliste per Losentscheid zum neuen Oberhaupt bestimmt worden.

Seine koptische Kirche führt ihre Anfänge auf den Evangelisten Markus zurück. Angaben über Mitgliederzahlen schwanken stark zwischen fünf und zwölf Millionen unter den rund 80 Millionen Einwohnern Ägyptens.



Stellung als christliche Minderheit in der neuen Verfassung

Politisch bestimmendes Thema für die ägyptischen Kopten ist derzeit ihre Stellung als christliche Minderheit in der neuen Verfassung.

Erst am Samstag hatten die christlichen Vertreter in der ägyptischen Verfassungsversammlung das Gremium verlassen. Dessen Entwicklung stelle "nicht sicher, dass die Verfassung einen nationalen Konsens findet oder die Identität Ägyptens widerspiegelt", erklärte der Interimsleiter der koptischen Kirche, Bischof Pachomius, in einer gemeinsamen Stellungnahme aller christlichen Konfessionen des Landes.



Schon Montag vergangener Woche hatte Tawadros II. einen Rückzug der Kopten aus dem Verfassungsgremium für den Fall angedroht, dass islamistische Kräfte sich mit ihren Interessen durchsetzten. Der Patriarch sprach sich dabei für einen Beibehalt des Artikels 2 aus der alten Verfassung aus. Dieser nennt die "Prinzipien der Scharia" als Grundlage der Gesetzgebung. Salafisten wollen dies auf die "Regeln der Scharia" zuspitzen. Der endgültige Entwurf für eine neue ägyptische Verfassung soll nach bisherigem Stand am 12. Dezember vorgelegt werden.