Ökumene-Kurienkardinal Koch zum Stand der Ökumene

Mehr als Zölibat und Frauenpriestertum

Den Themen Zölibat und Frauenpriestertum wird nach Ansicht von Kurienkardinal Kurt Koch eine zu große Bedeutung zugeschrieben. "Hinge die Zukunft der Kirche an diesen Fragen, hätte die evangelische Kirche nicht die gleichen Probleme", sagte der vatikanische Ökumeneminister.

Erzbischof Kurt Kardinal Koch (KNA)
Erzbischof Kurt Kardinal Koch / ( KNA )

Im Interview der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Donnerstag) sagte der Kardinal, auf die entscheidenden Themen habe Papst Benedikt XVI. aufmerksam gemacht: die Gottesfrage und den Christusglauben. Nach den Worten Kochs ist die Entfremdung vom Christentum in Europa weit vorangeschritten. Der christliche Glaube werde dort zwar nicht verschwinden, aber wahrscheinlich keine Mehrheit mehr haben. "Aber haben nicht immer die Minderheiten Geschichte gestaltet?", fragte der Kardinal.



Koch nannte es "eine Illusion zu glauben, die Abendmahlsgemeinschaft stehe unmittelbar vor der Tür". Für die katholische Kirche gehörten Kirchen- und Eucharistiegemeinschaft zusammen. Weiter betonte der Kardinal, dass das Papsttum nicht infrage gestellt werden könne. Nur über die Ausübung des Petrusamtes könne diskutiert werden. Aber ein bloßer Ehren- oder Pastoralprimat sei nicht die Lösung. "Ein solcher funktioniert der Erfahrung nach nur bei schönem Wetter", so Koch.



Reformation gedenken, nicht feiern

Koch bekräftigte seine Forderung, das 500-Jahr-Jubiläum der Reformation 2017 nicht zu feiern, sondern nur ein Gedenken zu planen. Zwar habe die Reformation Positives gebracht, aber auch zur Kirchenspaltung und zu blutigen Konfessionskriegen im 16. und 17.

Jahrhundert geführt.



Martin Luther habe eine geniale Seite besessen und keine neue Kirche gewollt, sagte Koch. Andererseits habe er auch negative Seiten gehabt. "Sie waren nicht hilfreich, die Spaltung zu verhindern", so der der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates. Dagegen habe der heilige Franz von Assisi mit seiner Kritik an der Kirche eine Erneuerung nur in Einheit mit dem Papst gesucht.