Kardinal Meisner würdigt den Zentral-Dombau-Verein

Ein Herz für die Kryptocharismen

Stolze 14.200 Mitglieder zählt die älteste Bürgerinitiative der Welt, wie sich der Zentral-Dombau-Verein zu Köln gerne vorstellt. Alle vier Jahre werden sie nach Köln eingeladen, um sich über die Arbeit ihres Vereins zu informieren und über den Vorstand zu befinden. Mehr als 2000 Mitglieder waren am Mittwoch in die Kölner Philharmonie gekommen. Und auch der Kardinal war dabei.

 (DR)

Für Joachim Kardinal Meisner, der als Kölner Erzbischof Ehrenmitglied des Zentral-Dombau-Verein ist, war es der letzte Auftritt vor der großen Versammlung. Die vielen Unterstützer des Dombaus nennt er Kryptocharismen - also beseelte Menschen, die sich für eine gute Sache engagieren, ohne im Scheinwerferlicht zu stehen: Ich freue mich, dass wir wieder eine Hauptversammlung haben und das ich die Gelegenheit habe Ihnen ganz herzlich zu danken für Ihren Einsatz für unseren Dom. Ich habe, solange ich denke, immer ein besonderes Herz für die sogenannten Kryptocharismen. Das heißt für die Kräfte und Menschen die im Verborgenen für eine Sache einstehen und denen wir zu danken haben für große Ereignisse, ohne dass Sie selber in Erscheinung treten. Die herrlichen Säulen im Dom werden getragen von dem Fundament, das man nicht sieht. Ohne die Fundamente gäbe es keine Säulen und könnte nicht das Gewölbe getragen werden. Und so gibt es auch in der menschlichen Gesellschaft Menschen, die wichtige Dinge tragen aber die man nicht sieht. Ich kenne eine ganze Reihe großer Menschen, Bischöfe und andere, die von irgendeinem Dorfpfarrer entdeckt wurden, gefördert wurden und Großes in Welt und Kirche geleistet haben, ohne dass man die eigentlichen Initiatoren, die verborgenen Menschen die dahinter stecken, kennt."



Über diese Kryptocharismen, so verrät der Kardinal an diesem Abend, will er als Pensionär ein Buch schreiben, in dem ein Kapitel auch dem Zentral-Dombau-Verein gewidmet sein soll. In einem einfachen Verfahren wurden die vorgeschlagenen Kandidaten in die vakanten Vorstandssitze gewählt - unter ihnen Stadtdechant Monsignore Kleine, Oberbürgermeister a.D. Fritz Schramma und die LVR-Präsidentin Ulrike Lübke. Aufgelockert wurde dieser formale Wahlakt von abwechslungsreichen Konzerteinlagen der Chöre am Dom. Maria wurde in Stücken von klassischen und modernen Komponisten besungen.



Den Blick in die Zukunft unternahm Dombaumeister Michael Hauck, der sich einen frischen Eindruck vom Zustand des Kölner Doms gemacht hat. Genau hinschauen will der Kölner Dombaumeister und rechtzeitig die richtigen Prioritäten setzen. Viel ist zu tun an der ewigen Baustelle Kölner Dom - ob es um die Restaurierung von mittelalterlichen Fenstern oder Fassaden geht, oder um undichte Dächer, die Wasserschäden provozieren. Ein schönes Projekt des Zentral-Dombau-Verein ist der Aufruf, Pate für die Restaurierung eine der 160 Figuren am Michaelsportal auf der Nordseite des Doms zu werden. Zwischen 1500 und 20.000 EUR kostet die Wiederherstellung eines dieser verwitterten Steinskulpturen.