Allerseelen ist der eigentliche Totengedenktag

Himmlische Weite

Während sich der Blick an Allerheiligen auf die himmlische Schar der Heiligen richtete, rückt das heutige Allerseelenfest die Verstorbenen in den Fokus. Nach alter katholischer Tradition beten die Hinterbliebenen vor allem für die Seelen im Fegefeuer, für jene also, die vor ihrer vollen Vereinigung mit Gott noch einer Phase der Reinigung bedürfen.

Autor/in:
Andreas Laska
 (DR)

Abt Odilo von Cluny führte diesen Gedenktag 998 in allen ihm unterstellten Klöstern ein. Schnell verbreitete sich die Idee, auch wenn die offizielle Festsetzung des Gedenktages erst im Jahr 1915 durch Papst Benedikt XV. erfolgte. Traditionell besuchen die Gläubigen an diesem Tag die Grabstätten ihrer Angehörigen, oft versammeln sich die Familien zu Gräberumgängen und Friedhofsandachten.



Pragmatische Gründe

Wenn der Priester heute oft schon am Allerheiligentag nach der Gemeindemesse die weiße gegen die violette Stola tauscht und zur Gräbersegnung auf den Friedhof eilt, dann hat das zunächst pragmatische und keine liturgischen Gründe. Weil der Allerheiligentag in katholisch geprägten Regionen Feiertag ist, an Allerseelen hingegen arbeiten angesagt ist, haben viele Gemeinden das Totengedenken auf den Nachmittag des 1. November vorverlegt.



Und dennoch: Die beiden Tage verbindet ein unsichtbares Band, wie Papst Benedikt betont. "Die Kirche hat in ihrer Weisheit das Fest Allerheiligen und den Gedenktag Allerseelen aufeinanderfolgen lassen", sagte er beim Angelusgebet 2007. Dem Lobpreis Gottes und der Verehrung der Seligen, schließt sich "das Fürbittgebet für all jene an, die uns im Übergang von dieser Welt zum ewigen Leben vorausgegangen sind". Indem die Gläubigen dafür beten, dass die Verstorbenen dereinst "zum ewigen Genuss des Lichtes und des Friedens des Herrn zugelassen werden", richtet sich ihr Blick einmal mehr auf jene Dimension himmlischer Weite, die schon die Liturgie des vorausgegangenen Festtages bestimmt hat. Allerheiligen und Allerseelen verbindet so eine gemeinsame Botschaft: Das Leben hier auf Erden findet seine Vollendung erst in der göttlichen Ewigkeit.