Weltbischofssynode über Neuevangelisierung beendet

Neue pastorale Kreativität

Mit traditionellen Seelsorgemethoden und zugleich mit neuer pastoraler Kreativität will die katholische Kirche eine Neuevangelisierung einleiten. Drei Wochen lang haben 260 Bischöfe aus aller Welt unter Leitung des Papstes über Möglichkeiten und Wege beraten, die christliche Botschaft mit neuer Dynamik in die Welt zu bringen und tiefer zu verwurzeln.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Am Ende intensiver Beratungen steht ein 20-seitiges Schlusspapier mit 58 thesenartigen "Empfehlungen", aus denen der Papst voraussichtlich in einem Jahr ein Grundsatzdokument erstellen wird. Am Ende steht aber auch der Aufbruch in das "Jahr des Glaubens", mit dem die Kirche 50 Jahre nach Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) den Elan der Urkirche wiederbeleben will. Mit einer feierlichen Papstmesse im Petersdom ging die Synode am Sonntag zu Ende.



Es war die größte Weltbischofssynode aller Zeiten. Kirchenvertreter aus allen Kontinenten trugen eine schier unübersehbare Fülle von Überlegungen zusammen. Es ging dabei nicht nur um irgendwelche neuen Strategien, denn das Evangelium sei kein Produkt, das neu vermarktet werden müsse, betonten die Synodalen in ihrer "Botschaft an die Welt". Vielmehr wollten sie unter den gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen neue Wege aufzeigen. Dazu müsse das Evangelium stärker in den Dialog mit Kultur, Wissenschaft, Technik, Kunst und Medien, aber auch mit den anderen Religionen eintreten.



Ursprünglich war der Blick vor allem auf die Länder des Westens gerichtet, in denen das "Licht des Glaubens schwach geworden" ist, wie Benedikt XVI. betonte. In den Beratungen wurde dann aber rasch deutlich, dass die Evangelisierung eine dringende Aufgabe der gesamten Weltkirche sei und eine "ständige missionarische Dimension" bilden müsse.



"Die klassische Missionsarbeit bleibt Aufgabe der Kirche"

Dabei dürfe sich die Kirche nicht von den düsteren Szenarien der aktuellen Entwicklung einschüchtern lassen, lautet eine zentrale Botschaft. Es gebe keinen Platz für Pessimismus. Auch die Herausforderungen durch Globalisierung oder Säkularisierung, durch Migrationsströme oder neue Armut böten stets auch Chancen und Ansatzpunkte zur Evangelisierung. Besonders die deutschsprachigen Synodenteilnehmer versuchten ihren Amtsbrüdern etwas von der Angst vor der vermeintlich "bösen Welt" zu nehmen. Die mit der Säkularisierung verbundene Freiheit böte auch Chancen. Es gelte mit Mut und Vertrauen, Zuversicht und Gelassenheit den Glauben zu leben und zu bezeugen.



Zentraler Ort für die Evangelisierung ist nach Ansicht der Bischöfe die Pfarrgemeinde. Dort allerdings gehörten auch die Aktivitäten der vielen kleinen Gruppen und Gemeinschaften mit hinzu. Neben der klassischen Seelsorge seien auch neue Formen der Mission gefragt.



Deutlich äußerten sich die im Vatikan versammelten Bischöfe zu den Rahmenbedingungen. Kirche und Gläubige müssten von der Politik die Achtung der Menschenrechte einfordern, vor allem die der Religionsfreiheit. Sie müssten Möglichkeiten für die Evangelisierung im Bildungsbereich schaffen und Migration als gegenseitige Bereicherung von Gläubigen unterschiedlicher Traditionen und Kulturen verstehen. Sie müssten in der Welt ihren Dienst für Frieden und Versöhnung leisten und für menschenwürdige Grundbedingungen eintreten. Die katholische Soziallehre sei dafür ein hervorragendes, oft noch unbekanntes Instrument.



In seiner Schlusspredigt zog Benedikt XVI. drei pastorale Linien aus den Beratungen. Die Gemeinden müssten die christlichen Aufnahmesakramente Taufe, Firmung und Eucharistie durch geeignete Katechese begleiten. Die klassische Missionsarbeit bleibe Aufgabe der Kirche und aller Gläubigen. Denn viele Menschen hätten noch nie von Jesus und vom Evangelium gehört, aber alle hätten ein Recht darauf - freilich ohne jede Form von Proselytismus, wie betont wird. Schließlich müsse sich die Kirche besonders den "lauen" Getauften zuwenden, forderte der Papst: "Damit sie Christus erneut begegnen, die Freude des Glaubens wiederentdecken und zur Ausübung der Religion in der Gemeinschaft der Gläubigen zurückkehren."