Kinderarzt Werner Strahl neuer Cap-Anamur-Vorsitzender

Schnelle und nachhaltige Hilfe

Werner Strahl, Kinderarzt aus Essen, ist neuer Vorsitzender der Hilfsorganisation Cap Anamur. Er wurde zum Nachfolger der acht Jahre lang amtierenden Edith Fischnaller gewählt. Strahl, der auch Facharzt für Neurochirurgie ist, war Schatzmeister der Organisation und gehört seit sechs Jahren dem aus drei Personen bestehenden Vorstand an. Im domradio.de-Interview spricht er über seine Ziele.

 (DR)

Seinen ersten Einsatz machte Strahl 1979, im Gründungsjahr von Cap Anamur. Nach seinem Einsatz in Somalia übernahm er zudem organisatorische Arbeiten. Während der 25 Jahre, in der der engagierte Kinderarzt seine eigene Praxis im Essener Stadtteil Werden führte, half er mit Cap Anamur 2006 nach dem Erdbeben in Indonesien. Seit einem Jahr betreut er das Kinderkrankenhaus und das Straßenkinderprojekt in Freetown, Sierra Leone. Für sein Engagement wird ihm in diesem Jahr der Preis des Berufsverbandes der Kinder-und Jugendärzte "Pädiater für Kinder in Krisenregionen" verliehen.



Die ehrenamtlich tätigen Vorstandsmitglieder entscheiden beispielsweise über die Aufnahme neuer Projekte, wie aktuell die Nothilfe für Flüchtlinge und Verletzte in Syrien. Sie besuchen zur Kontrolle des Projektverlaufs und zur Unterstützung der Mitarbeiter vor Ort die schon langjährig bestehenden Projektländer.



30 Jahre Hilfe in der Not

"Für die Zukunft wünsche ich mir, dass Cap Anamur als kleine und unabhängige Organisation weiterhin mit engagierten und erfahrenen Frauen und Männern schnelle und nachhaltige Hilfe leisten möge und damit das Vertrauen der Spender rechtfertige", so Werner Strahl.



Cap Anamur wurde anlässlich der großen Not der vietnamesischen Flüchtlinge nach dem Ende des Vietnam-Kriegs gegründet. 1979 riefen Rupert und Christel Neudeck mit Freunden das Komitee "Ein Schiff für Vietnam" ins Leben und charterten den Frachter "Cap Anamur". Mit dem Schiff fischten die Helfer zwischen 1979 und 1986 insgesamt 10.375 "boat people" aus dem Chinesischen Meer und brachten sie nach Deutschland. Der starke Rückhalt der deutschen Bevölkerung führte 1982 zur Gründung der Hilfsorganisation Komitee Cap Anamur/Deutsche Notärzte. Sie engagiert sich in zahlreichen Ländern, darunter Somalia, Uganda, Sudan, Afghanistan, Nordkorea, Bosnien und im Kosovo.



In die Schlagzeilen geriet die Hilfsorganisation im Juli 2004, als die Cap Anamur II vor Afrika im Mittelmeer 37 Flüchtlinge an Bord nahm. Nach dreiwöchiger Blockade erteilte Italien dem Schiff die Einlaufgenehmigung in den Hafen Porto Empedocle. Kritiker warfen Cap Anamur vor, das Leid von Menschen zur Durchsetzung politischer Ziele zu missbrauchen.