Syriens Regime sagt UN-Vermittler befristete Waffenruhe zu

Gewaltfreies Opferfest?

In Syrien gibt es Signale, dass die Waffen wenigstens an den Feiertagen schweigen könnten. Für Vermittler Brahimi wäre die befristete Feuerpause ein erster Erfolg. Doch es bleiben Zweifel. Vertreter der Rebellengruppen warnen, die Regierung habe schon zuvor Versprechen gebrochen.

 (DR)

In Syrien gibt es Hoffnung auf ein paar Tage Waffenruhe: Nach Angaben des internationalen Syrien-Vermittlers Lakhdar Brahimi hat die syrische Regierung einem befristeten Waffenstillstand über das islamische Opferfest zugestimmt. Auch die meisten Rebellengruppen wollten sich dem Vorschlag anschließen, sagte Brahimi nach einem Syrien-Besuch am Mittwoch in Kairo. Das syrische Außenministerium und Aufständische äußerten sich zurückhaltend.



Eine offizielle Ankündigung der syrischen Regierung stand am Mittwoch noch aus. Es blieb daher zweifelhaft, ob die Feuerpause tatsächlich ausgerufen und auch eingehalten wird. Das Opferfest beginnt an diesem Donnerstag und dauert drei bis vier Tage. Das syrische Außenministerium erklärte, die Militärführung sei noch dabei, den Vorschlag Brahimis zu prüfen. Eine endgültige Entscheidung werde erst am Donnerstag getroffen werden.



Regierung habe schon "sehr viele Male zuvor gelogen"

Die größte Rebellengruppe, die "Freie Syrische Armee" (FSA), erklärte laut dem arabischen Fernsehsender Al-Dschasira, man werde die Kämpfe über die Feiertage einstellen, sofern die Regierung ebenfalls die Waffen ruhen ließe. "Die FSA wird das Feuer einstellen, wenn das Regime das Feuer einstellt", sagte Mustafa al-Sheich, der Chef des Militärrates der Rebellen. Al-Sheich stellte jedoch sogleich die Absichten der Regierung in Frage. Sie habe schon "sehr viele Male zuvor gelogen". Das könnte auch bei der Waffenruhe der Fall sein.



Das Opferfest, Id al-Adha, ist eines der wichtigsten Feste für Muslime und erinnert an die Bereitschaft Abrahams, seinen Sohn zu opfern. Brahimi nannte keinen Termin für den Beginn einer Feuerpause, unterstrich aber deren Bedeutung: "Wenn wir Erfolg haben mit dieser bescheidenen Initiative, kann darauf eine längere Waffenruhe aufbauen, und ein politischer Prozess", sagte Brahimi. Der algerische Diplomat vermittelt im Auftrag der UN und der Arabischen Liga im Syrien-Konflikt. Er war bei seinem Syrien-Besuch auch mit Präsident Baschar al-Assad zusammengetroffen.



Im syrischen Bürgerkrieg sind seit März 2011 mehr als 30.000 Menschen ums Leben gekommen. Eine frühere Initiative für einen Waffenstillstand im April unter dem damaligen Vermittler Kofi Annan war binnen weniger Tage gescheitert. Brahimi warnte davor, dass der Syrien-Konflikt auch die Nachbarländer in den Strudel der Gewalt ziehen könnte. Im benachbarten Libanon wird bereits gekämpft. Die Sorge wächst, dass das fragile Staatsgebilde des Libanon auseinanderfallen könne.