Der Vatikan verschiebt den Delegationsbesuch in Syrien

Gewalt lässt Solidaritätsgeste nicht zu

Es war als Zeichen der Solidarität für das Land gedacht: Eine hochrangige Delegation des Vatikan sollte Anfang dieser Woche Syrien besuchen. Doch wegen der jüngsten Gewalt wurde die Reise nun abgesagt – vorerst.

 (DR)

"Angesichts des Ernstes der Lage wird die Visite voraussichtlich auf einen Zeitpunkt nach dem Ende der Bischofssynode verschoben", erklärte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone am Dienstag (23.10.2012) im Vatikan. Die Synode über Neuevangelisierung dauert noch bis zum Sonntag. Der Vatikan hatte in der vergangenen Woche die Reise angekündigt. Die Vorbereitungen für den Besuch dauerten "trotz der tragischen Ereignisse der vergangenen Tage" an, sagte Bertone mit Blick auf einen Anschlag auf ein christliches Viertel in Beirut.



Am Freitag hatte eine Autobombe in Beirut acht Personen getötet und rund 80 weitere verletzt. Libanesische Oppositionspolitiker vermuten die Drahtzieher des im Christenviertel Aschrafieh verübten Anschlags in Syrien. Am Sonntag detonierte eine Bombe im vor allem von Christen bewohnten Viertel Bab Tuma in der syrischen Hauptstadt Damaskus und riss mindestens sieben Menschen in den Tod. Neben dem Datum der Reise wird sich nach Bertones Angaben auch die Zusammensetzung der Delegation ändern.



Syrischer Bischof setzt Hoffnungen in Vatikan-Delegation

Schon am Montag hatte Vatikansprecher Federico Lombardi erklärt, man setze die Planungen fort. Die derzeit im Vatikan tagende Bischofssynode hatte eine Solidaritätsgeste gegenüber Syrien gefordert. Papst Benedikt XVI. hatte daraufhin den Besuch einer Gruppe von Kardinälen und Bischöfen in Damaskus angekündigt. Ihr sollen unter anderen der kongolesische Kardinal Laurent Monsengwo Pasinya, Kardinal John Tong Hon aus Hong Kong und Kardinal Timothy Dolan von New York angehören. Außerdem reist der vatikanische Außenminister Erzbischof Dominique Mamberti mit.



Katholische Kirchenvertreter aus Syrien sehen dem Besuch mit hohen Erwartungen entgegen. Die entsprechende Entscheidung habe Hoffnung bei Christen wie Nichtchristen ausgelöst, erklärte der armenisch-katholische Bischof Boutros Marayati von Aleppo. "Alle erwarten, dass die Reise zu einer echten Friedensmission wird, die alle Konfliktparteien zur Versöhnung aufruft."