Kardinal Meisner ruft zu "Selbst-Evangelisierung" auf

Ein Synodenveteran berichtet

Als "Synodenveteran" bezeichnete sich Kölns Erzbischof Joachim Kardinal Meisner in Rom. Die aktuelle Synode über die Neuevangelisierung ist bereits seine zehnte. In seiner Erklärung vor Pressevertretern forderte der Kardinal am Dienstag ein Ende der "Selbst-Säkularisierung".

 (DR)

Der Kardinal rief Christen in Deutschland auf, der wachsenden Entchristlichung entgegenzutreten. Die Kirche müsse "von einer Selbst-Säkularisierung zu einer Selbst-Evangelisierung kommen". Kirche und Glaube seien in der Öffentlichkeit zu wenig präsent. In Gottesdiensten müsse die Feier des Mysteriums Christi wieder stärker in den Vordergrund treten.



Zentral für eine Neuevangelisierung sei auch die Praxis des Bußsakraments, betonte der Kardinal. "Das ist doch wirklich der Gesundbrunnen, der die Menschen dynamisiert!" Zunächsten sollten die Katholiken nach innen gehen, um dann nach außen dynamisch zu werden, empfahl der Kölner Erzbischof. Er wünsche sich von der Synode, "dass, wer mit uns in Berührung kommt, auch wirklich mit Jesus Christus in Berührung kommt".



Zugleich dämpfte der Kardinal die Erwartungen, dass die Synode rasche Ergebnisse hervorbringt. "Mit Blick auf die Vorbereitungstexte der jetzigen Synode sage ich: Wir müssen uns davor hüten, unsere Bemühungen zu sehr nach außen zu richten, sondern vielmehr bei uns selbst anfangen."



Zollitsch erwartet "eine Reihe von Anstößen"

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, erhofft sich von der derzeit im Vatikan tagenden Bischofssynode Impulse für die deutsche Kirche. Er erwarte "eine Reihe von Anstößen" für eine zeitgemäße Glaubensverkündigung.



"Ich bin sicher, dass ich bereichert nach Hause gehen werde", sagte Zollitsch am Dienstag vor Journalisten im Vatikan. Mit einem Allheilmittel gegen den Glaubensschwund dürfe man allerdings nicht rechnen. Zugleich sei es den deutschen Bischöfen wichtig, ihre eigenen Erfahrungen in die Weltsynode einzubringen.



Bode: Kirche braucht Zeugen, keine Lehrer

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode hob hervor, dass die Glaubensverkündigung nicht allein in einer Unterweisung bestehen dürfe. Sie bedürfe des gelebten Glaubenszeugnisses, so Bode. Die Kirche brauche keine Lehrer, sondern Zeugen, zitierte er Papst Paul VI. (1963-1978).



Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst sprach sich bei der Pressekonferenz für eine verstärkte Begleitung von Erwachsenen in Glaubensfragen aus. Eine Taufpatenschaft müsse wieder wie in der frühen Kirche als lebenslange geistliche Begleitung verstanden werden und dürfe sich nicht darauf beschränken, dem Patenkind eine goldene Uhr zu schenken, so der Bischof.



Zollitsch, Tebartz-van Elst und Bode nehmen als Delegierte der Deutschen Bischofskonferenz an der Synode teil. Kardinal Meisner wurde vom Papst persönlich in die Versammlung berufen. Insgesamt 262 Bischöfe sowie 140 Fachleute und Beobachter beraten bis zum 28. Oktober im Vatikan über das Thema "Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des Glaubens".