Erzbischof Zollitsch über seine Erwartungen an die Bischofssynode

"Da wird schon Klartext geredet"

Erzbischof Zollitsch gehört zu den deutschen Teilnehmern der Weltbischofssynode im Vatikan. "Wir wollen Menschen helfen, den Glauben als Bereicherung ihres Lebens zu erfahren", erklärt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz das Ziel der Zusammenkunft.

 (DR)

KNA: Erzbischof Zollitsch, Sie sind einer der vier deutschen Teilnehmer bei der großen Bischofssynode im Vatikan. Worum geht es da?

Zollitsch: Es ist das große Anliegen von Papst Benedikt XVI., im Jahr des Glaubens diesen Glauben neu ins Gespräch zu bringen. Gerade auch in den Ländern, die von der Tradition her christlich geprägt sind, sollen wir überlegen, wie der Glaube heute verkündet werden

kann: Wie können wir neue Wege finden - in der Sprache und bei den Methoden? Und was heißt es in einer säkularen Welt heute, als Christ zu leben? Wie können wir Menschen für das Evangelium ansprechen und gewinnen?



KNA: Die Synode dauert insgesamt drei Wochen. Wie muss man sich da einen normalen Tag vorstellen?

Zollitsch: So eine große Versammlung braucht natürlich Regeln. Da gibt es eine Einführung durch den Präsidenten. Und dann sollen die Teilnehmer Stellung nehmen. Jeder, der sich meldet, bekommt fünf Minuten Redezeit im Plenum. Man muss vorher sagen, zu welchem Thema, damit ein bisschen gegliedert werden kann. Daneben gibt es noch Treffen in kleineren Gruppen, und man kann auch schriftliche Stellungnahmen abgeben.



KNA: Hört sich nicht besonders spontan an ...

Zollitsch: ... kann es aber durchaus sein. Denn besonders interessant ist natürlich auch das, was am Rande geschieht. Die Synode bietet viel Raum für Begegnungen. Bei mir hat sich zum Beispiel schon vorab ein Teilnehmer aus Paraguay gemeldet, der unbedingt mit mir sprechen möchte. Auch den Vertreter von Serbien habe ich schon mal vor kurzem getroffen. Da freue ich mich auf viele interessante Gespräche und lebhafte Diskussionen. Gerade dieser Erfahrungsaustausch am Rande ist sehr wichtig.



KNA: Der Papst selbst ist ja oft mit dabei? Hemmt das eher - oder wird trotzdem Tacheles geredet?

Zollitsch: Ich habe bis jetzt die Erfahrung gemacht, auch im Rat für Neuevangelisierung, dass wir sehr offen miteinander diskutieren, wenn Benedikt XVI. dabei ist. Da wird schon Klartext geredet. Wir wollen ja auch nicht Schönwetter machen, sondern wirklich Erfahrungen zusammentragen und uns auch gegenseitig Mut machen. Nur so können wir voneinander lernen.



KNA: Welche speziellen deutschen Erfahrungen möchten Sie einbringen?

Zollitsch: Wir befassen uns ja schon seit unserem Schreiben "Missionarisch Kirche sein" im Jahr 2000 intensiv mit dem Thema Neuevangelisierung. Ein wichtiges Ergebnis aus diesem Prozess ist etwa die "Katholische Arbeitsstelle für missionarische Pastoral" (KAMP) in Erfurt. Da können wir interessante Erfahrungen mitbringen, die auch andere weiterbringen können.



KNA: Wie endet so eine Synode? Gibt es Beschlüsse und konkrete Ergebnisse?

Zollitsch: Üblicherweise verabschiedet die Synode zum Schluss Voten zu einzelnen Themen. Die werden dann dem Papst übergeben. Und dann kommt ein nachsynodales Schreiben, das die Ergebnisse zusammengefasst und weiterführt. Aber wie gesagt: Es geht nicht nur um Papiere, sondern vor allem um den konkreten Austausch - untereinander und mit dem Papst.



KNA: Was erhoffen Sie sich persönlich von der Synode?

Zollitsch: Zuerst bin ich dankbar dafür, dass wir intensiv in den Blick nehmen, wie wir das Evangelium heute in neuer Weise den Menschen - auch in ihrer Sprache - verkünden müssen, damit sie es verstehen. Wir wollen Menschen helfen, den Glauben neu oder wieder als Bereicherung ihres Lebens zu erfahren.





Das Interview führten Gottfried Bohl und Thomas Winkel (KNA)





Hintergrund

Die Bischofssynode im Vatikan soll die Weltkirche repräsentieren und die Kollegialität von Papst und Bischöfen zum Ausdruck bringen. Als ständige Einrichtung wurde sie 1965 von Papst Paul VI. geschaffen. Die Initiative geht auf das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) zurück. Anders als ein Konzil hat eine Bischofssynode keine Entscheidungsbefugnis, sondern nur beratende Funktion. Einberufen wird sie vom Papst. Dieser nimmt in der Regel auch persönlich an den Sitzungen teil. In den vergangenen Jahrzehnten gaben Bischofssynoden wichtige Impulse für die Weltkirche, etwa die Anregung zum Katechismus der Katholischen Kirche.



Die ordentlichen Synoden finden alle drei bis vier Jahre statt. Die für den 7. bis 28. Oktober anberaumte 13. Ordentliche Versammlung beschäftigt sich mit der vom Vatikan propagierten Neuevangelisierung und steht unter dem Motto: "Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens". Zu den teilnehmenden Bischöfen aus Deutschland zählen neben Erzbischof Zollitsch, der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner und die Bischöfe Franz-Josef Bode und Franz-Peter Tebartz-van Elst.



Zusätzlich zu den ordentlichen Bischofssynoden gibt es außerordentliche. Sie gelten in der Regel einzelnen Regionen oder Kontinenten, zuletzt im Jahr 2010 etwa dem Nahen Osten. Die letzte ordentliche Synode hatte 2008 die Bibel zum Thema.



An einer Bischofssynode nimmt im Gegensatz zu einem Konzil - zu dem alle gegenwärtig rund 5.000 Bischöfe der Weltkirche eingeladen wären - nur rund 250 bis 300 Bischöfe teil. Die nationalen bzw. regionalen Bischofskonferenzen entsenden jeweils Delegierte. Ihre Zahl richtet sich nach der Größe der Ortskirchen. Zusätzlich beruft der Papst weitere Teilnehmer und Berater. Unter den "Synodenvätern" sind auch Mitglieder der römischen Kurie sowie Vertreter der Ordensgemeinschaften.



Die Beratungsergebnisse einer Bischofssynode werden in Thesenform dem Papst vorgelegt. Sie bilden die Grundlage für das sogenannte "Nachsynodale Apostolische Schreiben", das der Papst anschließend verfasst.