Weihbischof Reinhard Hauke nun Erfurter Diözesanadministrator

Mehr als ein Platzhalter

Reinhard Hauke ist lange schon weit mehr als ein "Hilfsbischof". Für Joachim Wanke übernahm der Erfurter Weihbischof bereits repräsentative Aufgaben, die sich andernorts der Diözesanbischof vorbehält. Nach dem Rücktritt Wankes steht Hauke nun - auf Zeit und unter bestimmten kirchenrechtlichen Vorbehalten - an der Spitze des Bistums Erfurt.

Autor/in:
Gregor Krumpholz
 (DR)

Das Domkapitel wählte den 58-Jährigen zum Diözesanadministrator bis zum Amtsantritt eines neuen Bischofs. Als sechstes Kind einer aus Schlesien stammenden Familie wurde Hauke in Weimar geboren. Nach dem Abitur studierte er Theologie in Erfurt, wo der damalige Bischof Hugo Aufderbeck ihn 1979 zum Priester weihte. Nach Jahren als Seelsorger in Jena und Heiligenstadt kam er 1987 nach Erfurt zurück, wurde Domvikar und Präfekt am Priesterseminar. Dort unterrichtete er das Fach Liturgiewissenschaft, in dem er auch promovierte.



Bald engagierte sich Hauke zudem als Gehörlosenseelsorger und Rundfunkbeauftragter des Bistums beim MDR. 1992 übernahm er die Leitung der Domgemeinde, drei Jahre später berief Bischof Wanke ihn ins Domkapitel. 2005 ernannte Papst Benedikt XVI. ihn zum Weihbischof im Bistum Erfurt.



Als Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge ist Hauke seit drei Jahren auch bundesweit im Einsatz. Über Thüringen hinaus bekannt machten ihn vor allem aber ungewöhnliche pastorale Initiativen. So konzipierte er die "Feiern der Lebenswende" im Erfurter Dom. Sie bieten ungetauften Jugendlichen eine Alternative zur atheistischen "Jugendweihe". Die 14-Jährigen bereiten sich mehrere Monate darauf vor und gestalten sie wesentlich mit. Geprägt werden diese Feste im Beisein der Familien durch religiöse Texte und Lieder sowie einen Segensspruch.



Nachahmer im deutschsprachigen Raum fanden auch die "Ökumenischen Segnungsgottesdienste" für Paare, die Hauke zusammen mit einer evangelischen Pastorin am Valentinstag feiert. Bibellesungen und Bildmeditationen sollen dabei die Teilnehmer anregen, über ihre Liebe nachzudenken. Zudem erzählen Paare über Höhen und Tiefen ihrer Partnerschaft.



Viele Initiativen

Hauke führte zudem ein "Monatliches Totengedenken" im Dom ein. Es wendet sich an Menschen, die nicht an Gräbern trauern können, weil diese nicht mehr vorhanden oder weit entfernt sind. Eine wichtige Rolle spielt ein eigens geschaffenes "Totenbuch". Darin können die Besucher des Gottesdienstes die Namen von Verstorbenen eintragen, die dann während der Feier vorgelesen werden.



Haukes Initiativen fanden auch außerhalb der Kirche Anerkennung: Die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal ehrte Hauke mit ihrer Auszeichnung "Lebenszeichen". Seine "zeitgemäßen liturgischen Rituale" seien Zeichen kirchlichen Aufbruchs, befand die Vereinigung.



Als Diözesanadministrator ist Haukes Spielraum nun begrenzt. Nach dem Kirchenrecht darf er keine grundsätzlichen Entscheidungen treffen, die den neuen Bischof langfristig binden würden. Die neue Aufgabe dürfte allerdings nicht die Endstation von Haukes Kirchenkarriere bedeuten. Nicht nur im Bistum Erfurt halten viele ihn für geeignet, selbst Bischof einer Diözese zu werden.