Volker Kauder veröffentlicht Buch zur Religionsfreiheit

Für ein Leben in Freiheit

Für den Bundestag war es ein Novum: Im Dezember 2010 diskutierte das Parlament über den Schutz der Religionsfreiheit. Anlass war die Lage der bedrängten Christen in vielen Teilen der Welt. Der Unionsfraktionsvorsitzende Volker Kauder hatte das Thema mit großem persönlichem Einsatz vorangetrieben. Seinem "Herzensanliegen" widmet er nun ein Buch.

Autor/in:
Christoph Scholz
 (DR)

Als Herausgeber von "Verfolgte Christen - Einsatz für die Religionsfreiheit" erläutert er die Beweggründe seines Einsatzes und gibt Hinführungen zu den Analysen von Experten. Sie befassen sich mit den Brennpunkten derzeitiger Christenverfolgung im arabischen Raum sowie in Afrika und Asien. Der katholische Erzbischof von Bamberg, Ludwig Schick, und der evangelische Bischof Martin Schindehütte geben eine theologische Einordnung des "Martyriums" und der "christlichen Verantwortung für die Verfolgten".

In der "Bestandsaufnahme" des Afrika- und Nahost-Experten Ottmar Oehring des Aachener Missionswerks "missio" wird die bedrängende Aktualität des Themas deutlich. Er wirbt für eine differenzierte Sicht und warnt vor irreführenden Kennzahlen. Gewiss, die Christen sind die weltweit am stärksten verfolgte Religionsgruppe. Die Beiträge heben sich aber wohltuend von falschem Alarmismus ab. "Das größte Problem solcher Übersichten ist, dass die zugrundeliegenden Situationen häufig nicht wirklich vergleichbar sind", so Oehring. Das gelte für islamische Länder ebenso wie für die verbliebenen kommunistischen Staaten.

"Das Recht auf Religionsfreiheit ist nicht verhandelbar"
Bei letzteren geht das Buch nur auf China ein mit seiner wechselvollen Christenverfolgung und dem spannungsreichen Verhältnis zwischen Rom und Peking. Im Vordergrund stehen die unterschiedlichen Lebensumstände der Christen in muslimisch geprägten Ländern. Vom Irak über die Situation der Kopten in Ägypten bis hin zur Lage der Christen in der Türkei - mit einem eigenen Exkurs zum Kloster Mor Gabriel. Ferner wird die Situation der Christen in Nigeria und Indonesien thematisiert. Die Beiträge vermeiden jede Frontstellung der Religionen. Referenzrahmen ist und bleibt Artikel 18 der allgemeinen Menschenrechtserklärung.

Kauder macht dies schon in der Einleitung deutlich: "Das Recht auf Religionsfreiheit ist nicht verhandelbar." Das gilt auch für die populäre Forderung, eine Bauerlaubnis für Moscheen in Deutschland vom Bau christlicher Kirchen in muslimischen Ländern abhängig zu machen. "Wir würden den Menschen, die bei uns leben, ein fundamentales Recht vorenthalten und unser Verhalten und ihr Schicksal von der Politik eines anderen Staates abhängig machen", hält Kauder dem entgegen. Die Berufung auf die allgemeinen Menschenrechte verlangt freilich keine sterile Neutralität im Umgang mit den eigenen Glaubensbrüdern und -schwestern.

Auch ein Beitrag von Erzbischof Schick
So äußert Kauder auch Unverständnis dafür, "wie wenig das Schicksal von Christen in Not in unseren Kirchen und Gemeinden behandelt wurde". Dass dies inzwischen anders ist, zeigt der Beitrag von Erzbischof Schick. Er zeigt auf, wie die Verfolgung der Christen die ganze Kirchengeschichte bis heute begleitet. "Das Christentum entthront die menschliche Vergöttlichung, und die Herrschenden schlagen brutal zurück." Dies gelte für die römische Weltmacht wie für die "Diktatoren aller Schattierungen" bis zu den Tyrannen des Naziregimes. "In keinem Jahrhundert seit Christi Geburt ist so viel Märtyrerblut geflossen wie im aufgeklärten, von Fortschritt und Humanität geprägten 20. Jahrhundert." Dabei macht Schick deutlich, dass sich der Einsatz für verfolgte Christen nicht vom Kampf für mehr Religionsfreiheit aller Menschen trennen lässt.

Auch die deutsche Politik habe den Einsatz für Religionsfreiheit lange Zeit vernachlässigt, räumt Kauder ein. "Zu Unrecht, geht es hier doch um einen zentralen Bereich der Menschenwürde: Die Garantie, seinen Glauben ungestört leben zu können, ist eine Grundvoraussetzung für ein Leben in Freiheit", so der Unions-Politiker.

Hinweis: Volker Kauder (Hg.), Verfolgte Christen. Einsatz für die Religionsfreiheit, 256 S., Verlag SCM Hänssler, 14,95 Euro.