Zollitsch betont Bedeutung des christlich-jüdischen Erbes für Europa

Gemeinsame Wurzeln

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, hat dazu aufgerufen, sich in Europa auf die gemeinsamen Wurzeln zu besinnen. Seit Jahrhunderten gestalte das Christentum die Kultur mit und beeinflusse den Alltag, erinnerte Zollitsch am Donnerstag in Freising.

 (DR)

Das christlich-jüdische Erbe durchdringe das gesamte Leben, von Gesellschaft und Politik über Wirtschaft und soziale Gerechtigkeit bis hin zu Familie und Bildung. Katholiken, Protestanten und Orthodoxe sollten sich trotz aller Unterschiede dieser Entwicklung bewusst sein.



Anlässlich der Eröffnung des 16. Internationalen Kongress Renovabis erinnerte der Erzbischof daran, dass es für die Evangelisierung nicht nur den einen Weg gebe. Schließlich existierten unterschiedliche soziokulturelle und gesellschaftlich relevante Rahmenbedingungen. Glaube finde heute zudem eher im privaten Umfeld und oft zu wenig im öffentlichen Raum statt.



Um auch kirchenferne Menschen zu erreichen, arbeite die Kirche mit Hochdruck an der Gestaltung neuer Wege der Evangelisierung. Dazu diene auch der von den deutschen Bischöfen vor zwei Jahren begonnene Gesprächsprozess, betonte Zollitsch. Nur im gegenseitigen aufeinander hören, könne die Stimme Gottes vernommen werden. Meistern könne die Herausforderungen der Globalisierung und Säkularisierung sowie die Neuevangelisierung nur eine "hörende, dienende und pilgernde Kirche, die die Angst vor Veränderungen in Europa überwinde", sagte der Erzbischof.



"Spirituelle, theologische Erneuerung"

Auch der Prager Soziologe und Priester Thomas Halik unterstrich, dass eine Neuevangelisierung dialogisch ablaufen müsste. Gerade die ehemaligen Ostblockländer hätten nämlich noch genug von Indoktrinationen aus der Zeit des Kommunismus. Er plädierte für eine "spirituelle, theologische Erneuerung". Wenn heute öfter davon gesprochen werde, dass etwas zugrunde gehe, dann könne dies auch positiv verstanden werden im Sinne von "den Grund neu zu entdecken".



Mit dem Motto des Kongresses "Heute den Glauben entdecken. Neue Wege der Evangelisierung in Europa" beteilige sich Renovabis an der thematischen Vorgabe am "Jahr des Glaubens", das Papst Benedikt XVI. im Oktober ausrufen werde, sagte Pater Stefan Dartmann. Der Hauptgeschäftsführer des Osteuropa-Hilfswerks betonte, es gehe dabei nicht nur um die Methoden. Vielmehr gelte es zu vertiefen, was Glaube heute bedeuten könne. Dazu gehöre auch, dass die Kirche selbstkritisch ihre eigene Geschichte reflektiere. - Das Treffen, an dem knapp 340 Personen teilnehmen, dauert bis 1. September.