Der Jesuit und Vatikansprecher Federico Lombardi wird 70

"Ich bin eigentlich nicht Sprecher des Papstes"

Als "Leiter des Vatikanischen Presseamtes" bezeichnet sich Federico Lombardi bescheiden. So lautet auch sein offizieller Titel. Und dennoch: In den Medien ist er, der im Juli 2006 die Nachfolge von Joaquin Navarro-Valls antrat, der Informationsgeber schlechthin für alle Fragen rund um den Papst. An diesem Mittwoch feiert Lombardi seinen 70. Geburtstag.

Autor/in:
Thomas Jansen
 (DR)

"Ich bin eigentlich nicht Sprecher des Papstes", pflegt Federico Lombardi abzuwiegeln. Und seine Argumentation klingt einleuchtend: Den brauche der Papst schließlich ja auch gar nicht, weil er sich selbst klar und deutlich genug zu Wort melde, wenn er dies für notwendig erachte. Er stelle Journalisten Informationsquellen zur Verfügung und organisiere Pressekonferenzen, beschrieb der Jesuit kurz nach Amtsantritt seine Aufgabe. "Mitunter kann man auch aufkommende Missverständnisse klären". Dass es keine leichte, ja oft eine undankbare Aufgabe ist, auf die er sich da eingelassen hat, erlebte Lombardi schon auf seiner ersten Reise mit Papst Benedikt XVI. Es kam zum medialen Gau: Der Vortrag von Regensburg vom 12. September 2006 löste in Teilen der muslimischen Welt wegen eines missverständlichen Zitates Empörung und gewalttätige Proteste aus. Lombardi hatte seine erste Bewährungsprobe. Weitere sollten folgen: die Affäre um den Holocaustleugner Richard Williamson und die Piusbruderschaft, die Missbrauchsskandale, zuletzt die "Vatileaks-Affäre" und die Negativschlagzeilen der Vatikanbank IOR.



Neue Konkurrenz

Lombardi weiß, dass es an der Informationspolitik des Vatikan noch Vieles zu verbessern gäbe. Vor allem, wenn es um die Themen Sexualmoral und Geld gehe, müsse der Vatikan transparenter werden, sagte er 2011. In manchen Kurienkreisen ist das Misstrauen gegenüber der Presse jedoch immer noch verbreitet. Lombardi, der weder Bischof noch Erzbischof, sondern einfach nur "Pater Lombardi" ist, kann dies allein kaum ändern. Für eine PR-Strategie fehlen ihm Auftrag und Kompetenzen. Er bleibt auf die Informationen angewiesen, die ihm das Staatssekretariat und die übrigen Kurienbehörden mitteilen. Ob es künftig mit Hilfe des US-Journalisten Greg Burke, der im Juni als Medienberater des Staatssekretariates eingestellt wurde, eine solche Strategie geben wird, bleibt abzuwarten. Und auch, ob es sich letztlich um eine Konkurrenz für Lombardi handelt, lässt sich noch nicht abschätzen.



Geboren wurde Lombardi am 29. August 1942 in der Provinzstadt Saluzzo in der Region Piemont, 50 Kilometer südlich von Turin. Sein Onkel Riccardo war in Italien ein bekannter Prediger der Volksmission; "Mikrofon Gottes" wurde der Jesuit auch genannt. Federico folgte 1960 dem Vorbild seines Onkels und trat ebenfalls in die Gesellschaft Jesu ein. Nach einem Studium der Philosophie und Mathematik in Italien folgte ein vierjähriger Aufenthalt in Deutschland, wo er 1973 an der Jesuiten-Hochschule St. Georgen in Frankfurt das Lizenziat in Theologie erwarb. Journalistische Meriten verdiente er sich anschließend in der Redaktion der renommierten Jesuiten-Zeitschrift "Civilta Cattolica". Von 1984 bis 1990 folgte ein Zwischenspiel als Provinzial seines Ordens in Italien. 1991 wurde er Programmdirektor von Radio Vatikan.



Gelassenheit, Freundlichkeit und Geduld

Auch in extremen Situationen zeichnet sich Lombardi durch Gelassenheit, Freundlichkeit und Geduld aus. Ärgerlich oder gar aufbrausend erlebt man ihn im vatikanischen Presseamt nie. Zu beobachten war dies zuletzt auf dem Höhepunkt von "Vatileaks" im Sommer. Während fast täglicher Briefings korrigierte er zunächst ruhig und gelassen Falschmeldungen italienischer Zeitungen, referierte knapp den neuesten Stand der Entwicklung und blieb auch noch freundlich, als nach einem einstündigen Fragenmarathon abstruse Detailfragen gestellt wurden.



Hinzu kommt eine eiserne Disziplin: Lombardi absolviert ein immenses Arbeitspensum, zumal er auch noch Radio Vatikan und das vatikanische Fernsehzentrum CTV leitet. In der römischen Ordenszentrale der Jesuiten unweit des vatikanischen Presseamtes gehört er stets zu den letzten, die am späten Abend ihre Mahlzeit einnehmen.