Fastenbrechen auf der Kölner Moschee-Großbaustelle

Getrübter Appetit

Die Debatte um das Kölner Beschneidungsurteil überschattet Veranstaltungen zum islamischen Fastenmonat Ramadan. Beim Fastenbrechen auf der Kölner Moschee-Großbaustelle macht der Vorsitzende des islamischen Verbands DITIB, Ali Dere, ein ernstes Gesicht. Das gute Zusammenleben von Muslimen und Nicht-Muslimen in Deutschland sei derzeit getrübt, sagt er.

Autor/in:
Larissa Hinz
 (DR)

Fladenbrot, Schafskäse und Oliven. Nach langem Warten, tagsüber, sind 200 Gäste zum muslimischen Fastenbrechen gekommen. Vertreter aus Gesellschaft und Politik können am Dienstagabend ein besonderes Ambiente genießen - gespeist wird auf der Großbaustelle der neuen Kölner Moschee, das bald größte islamische Gotteshaus in Deutschland. Schon jetzt wirken die rund 36 Meter hohe Kuppel und die beiden 55 Meter hohen Minarette imposant.



Zwischen herabhängenden Kabeln und umhüllten Betonsäulen

Im Inneren hängen Kabel aus der Decke. Eine Leiter steht noch am hinteren Ende des Raumes, dem Konferenzsaal des künftigen Komplexes. Dort findet das Fastenbrechen zu Sonnenuntergang statt. Rund die Hälfte des islamischen Fastenmonats Ramadan ist vorbei. In dieser Zeit ist Muslimen zwischen Auf- und Untergang der Sonne Essen, Trinken, Rauchen und Geschlechtsverkehr untersagt.



Die Betonsäulen im Innern der Moschee sind von roten Stoffwänden umgeben. Die Baustelle hat sich "fein gemacht" für Gäste wie die nordrhein-westfälische Integrations-Staatssekretärin Zülfiye Kaykin (SPD) oder Ulrich Pöner, Leiter der Abteilung Weltkirche und Migration im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz.



Muslime fordern Schutz der Minderheiten

Der Vorsitzende des islamischen Verbands DITIB, Ali Dere, tritt an ein Pult. Er macht ein ernstes Gesicht. Das gute Zusammenleben von Muslimen und Nicht-Muslimen in Deutschland sei derzeit getrübt, sagt er mit Blick auf das Beschneidungsurteil. Minderheiten in Deutschland müssten geschützt werden. Das Kölner Landgericht hatte die Beschneidung von muslimischen und jüdischen Jungen als Körperverletzung gewertet.



Pöner betont, dass die katholische Kirche in dieser Frage an der Seite von Muslimen stehen werde. Die Beschneidungsdebatte zeige, dass die religiöse Freiheit aller Menschen in Deutschland verteidigt werden müsse. Kaykin schließt sich an. Gerade wenn die öffentliche Diskussion nicht positiv für die Muslime laufe, müssten die unterschiedlichen Kulturen weiterhin zu gemeinsamen Aktionen wie dem Fastenbrechen zusammenfinden.



Unterdessen tragen junge Helfer kleine Salatschüsseln herein. Wasser und Saft stehen schon auf dem Tisch. Zum nächsten Ramadan 2013 werde das Fastenbrechen in der fertigen Moschee stattfinden, zeigt sich Ali Dere beim gemeinsamen Mahl optimistisch. Derzeit gibt es noch keinen genauen Termin, wann die Moschee fertig ist.



Beim Fastenbrechen sind orientalische Klänge zu hören. Studenten aus Istanbul spielen auf einer Schalmei, einem flötenähnlichen Instrument, und auf der Ud, die an eine Gitarre erinnert. Höhepunkt des "gesegneten Abends" ist der Gesang des Vorbeters. Die Gläubigen öffnen ihre Hände zum Gebet, manche sprechen leise mit. Danach gibt es Reis und Fleisch. Und der Hunger schwindet...