Suspendierter evangelischer Pfarrer verteidigt Konfessionswechsel

Überwindung der Kirchenspaltung

Der suspendierte evangelische Pfarrer Andreas Theurer will mit seinem Übertritt zur römisch-katholischen Kirche für sich persönlich die Kirchenspaltung überwinden. Der Konfessionswechsel, der am Reformationstag erfolgt, sei die Folge einer über Jahre gereiften Gewissensentscheidung, sagt Theurer.

 (DR)

Aus seiner Sicht sei es falsch, die reformatorische Kirchenspaltung aufrecht zu erhalten. Die Leitung der Evangelischen Landeskirche in Württemberg hatte den Pfarrer aus Göttelfingen (Kreis Freudenstadt) am Montag vom Dienst suspendiert.



Theurer bewege sich nicht mehr auf dem Boden der landeskirchlich geltenden Bekenntnisse und könne deshalb sein Pfarramt nicht mehr glaubwürdig ausfüllen, entschied die Landeskirche. Sie entband den Theologen mit sofortiger Wirkung von allen seinen Dienstpflichten als württembergischer Pfarrer. Kirchenrat Dan Peter nannte vor allem Theurers Positionen zum Papstamt, zur Heiligenverehrung und dessen Plädoyer für sieben Sakramente in der katholischen Kirche. Die evangelischen Kirchen kennen mit Taufe und Abendmahl nur zwei Sakramente.



Bewusstes Ja zur katholischen Theologie

Konversionen evangelischer Pfarrer zur römisch-katholischen Kirche hat es in der Vergangenheit mehrfach gegeben. Im Mai war etwa der ehemals evangelische Gemeindepastor und verheiratete vierfache Vater Hans Janßen, der 2008 mit seiner Frau zur katholischen Kirche übertrat, in Hamburg mit päpstlicher Sondergenehmigung zum Priester geweiht worden. Theurer äußerte sich zuversichtlich, dass er nach dreijähriger Bewährung zum Priester geweiht werde. Auch Übertritte katholischer Priester zur evangelischen Kirche gab es immer wieder.



In seinem Buch "Warum werden wir nicht katholisch?" schreibt Theurer: "Die größten Hindernisse für die Ökumene liegen heute nicht

(mehr) bei der katholischen Kirche und beim Papst, sondern bei uns." Er nennt die Frauenordination, die "unklare Haltung zu Abtreibung und Sterbehilfe", die "Auflösung des Zusammenhangs von Ehe, Fruchtbarkeit und Sexualität", die Haltung zu Homosexualität, und die Auflösung "der letzten Reste evangelisch-lutherischer Amtstheologie" durch die immer häufigere Abendmahlsverwaltung durch nicht ordinierte Laien. Der Theologe betonte, er trete nicht zum Katholizismus über, weil er mit der evangelischen Kirche unzufrieden sei, sondern als bewusstes Ja zur katholischen Theologie, speziell des Verständnisses von Eucharistie und Amt.



Theurer wird den Angaben zufolge am 31. Oktober von der evangelischen in die katholische Kirche übertreten. Auch Theurers Frau, die Landessynodale Gudrun Theurer, wechselt die Konfession. Am 1. November wird er seinen Dienst im katholischen Bistum Augsburg aufnehmen. Ein Bistumssprecher bestätigte dem epd, dass Theurer ein Angebot habe, ein Seelsorgeamt in Augsburg zu übernehmen.