EKD-Ratsvorsitzender Schneider beeindruckt von gelöster Stimmung in London

Drei Fragen an den Präses

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, besucht für drei Tage die Olympischen Spiele in London. Von der olympischen Atmosphäre und der gelösten Stimmung in der britischen Hauptstadt nehme er einen hervorragenden Eindruck mit, sagt der Repräsentant der 24 Millionen deutschen Protestanten am Montag. Aber: auch im Sport bemesse sich der Wert eines Menschen nicht an dessen Leistungen.

 (DR)

epd: Am Wochenende konnten Sie in London olympische Atmosphäre schnuppern. Welchen Eindruck nehmen Sie mit? Welche Disziplin ist Ihr Favorit, welche Wettkämpfe haben Sie verfolgt?

Nikolaus Schneider: Ich nehme bisher einen hervorragenden Eindruck mit. Besonders das Wirken so vieler Ehrenamtlicher an vielen Stellen Londons vermittelt eine frohe und gelöste Stimmung. Gestern konnte ich bereits das Bodenturnen der Männer und den Weitsprung der Frauen verfolgen. Heute Abend sehen wir Leichtathletik, und morgen Vormittag freue ich mich sehr auf die Kanuwettkämpfe.



epd: Bei olympischen Wettkämpfen liegen zwischen Triumph und Niederlage mitunter nur Zehntel- oder Hundertstelsekunden. Ist der Erfolgsdruck zu hoch? Was tröstet die Verlierer?

Schneider: Natürlich ist der Erfolgsdruck sehr hoch, zumal viele Athletinnen und Athleten jahrelang auf diese Spiele hingefiebert haben. Aber natürlich können und sollen sich die Verlierer trösten, dass sich Wert und Würde des Menschen nicht an seinen Leistungen bemessen - ob im Sport oder auf anderem Gebiet -, sondern allen Menschen Wert und Würde unverlierbar von Gott gegeben ist.



epd: In Deutschland findet viel Beachtung die Affäre um die Olympia-Ruderin Nadja Drygalla wegen der rechtsextremen Orientierung ihres Freundes. Die Athletin hat sich von rechtsradikalem Gedankengut distanziert. Ist die Öffentlichkeit fair mit der Sportlerin umgegangen?

Schneider: Darüber möchte ich nicht urteilen. Es gilt hier aber zweierlei: Zum einen darf es keine Vorverurteilung geben und jeder Eindruck von "Sippenhaft" ist zu vermeiden! Zum anderen sollte die Athletin aber den Eindruck widerlegen, dass sie rechtsradikalem Gedankengut nahesteht. Dies scheint sie ja zurzeit zu tun.



Die Fragen stellte Rainer Clos.