Der frühere Erzbischof von Trnava gerät in die Kritik

Finanzkrimi in der slowakischen Kirche

In der Debatte um den vom Papst abgesetzten slowakischen Erzbischof Robert Bezak steht nun dessen Vorgänger Jan Sokol im Fokus der Kritiker. Dem früheren Leiter des Erzbistums Trnava wird Veruntreuung von Kirchengeldern vorgeworfen.

Autor/in:
Wolfgang Bahr
 (DR)

Zuletzt bestritt allerdings ein "Bürgerausschuss für objektive Information der Öffentlichkeit" die Verdächtigungen gegen den 78-Jährigen, die seit dessen Ausscheiden 2009 erhoben werden. Sokol sei nicht gerade sein "Typ", sagte der Sprecher des Bürgerausschusses, der frühere Dissident und slowakische Ex-Ministerpräsident Jan Carnogursky. Gegen den jetzt ausgebrochenen "Kulturkampf" müsse er den Erzbischof jedoch in Schutz nehmen.



Zu den genauen Gründen für die Absetzung Bezaks gibt es weiterhin keine offiziellen Informationen. Die Vatikanbotschaft in Bratislava und auch die Slowakische Bischofskonferenz verwiesen in Stellungnahmen darauf, dass Bezaks Absetzung eine direkte Folge der Visitation "zur pastoralen Situation" der Erzdiözese Trnava gewesen sei. Kritiker sehen jedoch einen Zusammenhang mit der ins Zwielicht geratenen diözesanen Finanzverwaltung. Schon kurz nach seinem Amtsantritt 2009 hatte Bezak seinem Vorgänger finanzielle Unregelmäßigkeiten vorgeworfen und einen Bericht an den Vatikan geschickt. Sokol wie auch dessen früherer Finanzkammerchef wiesen die Behauptungen zurück.



Anzeige gegen Sokol

Slowakischen Medienberichten zufolge erstattete nun, kurz nach der Abberufung Bezaks, Maria Pleskova von der Tyrnauer Wirtschaftsprüfungskanzlei "KLT Audit" Anzeige gegen Sokol. Der Verdacht der Wirtschaftsprüferin betrifft drei Punkte. Erstens soll es zu unvorteilhaften Auftragsvergaben gekommen sein. So sei die Rechtsanwaltskanzlei von Jan Carnogursky junior, dem Sohn des slowakischen Ex-Regierungschefs, zu stark überhöhten Konditionen mit der Rechtsvertretung der Erzdiözese betraut worden. Für den von Bezak angeordneten Ausstieg aus dem Vertrag mit Carnogurskys Kanzlei soll die Erzdiözese 1,6 Millionen Euro bezahlt haben. Die danach eingesetzte Kanzlei hingegen erhält für ihre Tätigkeit angeblich ein Pauschale von 4.000 Euro monatlich.



Der zweite Fall betrifft demnach Ablösezahlungen des Großhandelsunternehmens "Tesco" an die Erzdiözese für Bauplätze auf dem Vorstadtgelände "Zlate piesky" in Bratislava. Die Zahlungen sollten teils in Form einer zu versteuernden Kaufsumme erfolgen, teils in Form einer steuerfreien Schenkung. Dadurch steht laut der Wirtschaftsprüferin der Verdacht der Steuerhinterziehung im Raum. Ein Geldgeschenk für die Renovierung von Kirchengebäuden in entsprechender Höhe soll auf Sokols Privatkonto im Vatikan überwiesen worden sein. Von dort seien später 339.000 US-Dollar an die Erzdiözese Trnava weitergeleitet worden.



Erzbischof weist die Vorwürfe zurück

Der dritte Fall betrifft das Erbe eines mit Sokol befreundeten, kinderlos verstorbenen slowakischen Ehepaares in den USA. Dieses errichtete eine Stiftung, die den Informationen zufolge Sokol jährlich eine Summe für humanitäre Zwecke zukommen lässt. Über die bestimmungsgemäße Verwendung wacht der frühere Erzbischof nach eigenen Angaben zusammen mit drei Kardinälen. Das Geld fließe in die von Sokol eigens für diesen Zweck gegründete Gesellschaft "Metropolitanik", die in seinem Heimatort Jacovce bei Topolcany ein Seniorenheims baut. Erster Geschäftsführer der Gesellschaft war Sokols Neffe Jozef. Das Gebäude soll dieses Jahr fertiggestellt werden und 62 Senioren Platz bieten. Auch ein Einzug Sokols steht im Raum.



Der emeritierte Erzbischof weist die Vorwürfe zurück. Polizeipräsident Tibor Gaspar kündigte an, den Fall wegen der "Bedeutsamkeit und der beteiligten Personen" der slowakischen Generalstaatsanwaltschaft zu übergeben. Zudem stellte er eine Befassung der Antikorruptionsbehörde sowie gegebenenfalls auch des Amtes zur Bekämpfung organisierter Kriminalität in Aussicht.