Ärzte ohne Grenzen fordern Nothilfe für Südsudan

Langfristig ist gut, umgehend ist besser

Mit Sorgen blickt die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen auf die Lage im Südsudan. "Es sind zehntausende Menschen, die medizinische Hilfe brauchen", so der Geschäftsführer der Hilfsorganisation, Frank Dörner, im domradio.de-Interview. Angesichts der Notlage müsse die internationale Gemeinschaft statt langfristiger Entwicklungshilfe umgehend mehr Nothilfe bereitstellen.

 (DR)

Ein Jahr nach der Unabhängigkeit des Südsudans kämpften fast unbemerkt von der Weltöffentlichkeit die Menschen noch immer ums nackte Überleben, erklärte der Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen, Frank Dörner, am Donnerstag in Berlin. Ihr Alltag sei bestimmt von Krankheiten, Gewalt und Massenvertreibungen. Das treffe vor allem in den Grenzregionen mit dem Sudan zu.



"Das reicht aber nicht aus"

Der Fokus der internationalen Gemeinschaft liege heute auf Entwicklungshilfe. "Das reicht aber nicht aus", urteilte Dörner. Angesichts der anhaltenden Notlage Hundertausender müssten die humanitären Grundbedürfnisse der Bevölkerung Priorität haben. Mehr Nothilfe müsse umgehend bereitgestellt werden.



Die Mütter- und Kindersterblichkeit sei eine der höchsten weltweit. Die rund 2.200 Mitarbeiter vor Ort beobachteten immer mehr Malaria-Fälle und Augeninfektionen. Dies sei ein deutliches Zeichen dafür, dass die Hygienebedingungen schlecht sind. Dörner warnte vor einem Cholera-Ausbruch.



Nach UN-Angaben ist mindestens eine halbe Million Menschen wegen bewaffneter Konflikte im Grenzgebiet von Sudan und Südsudan ohne Versorgung. Etwa 170.000 Menschen seien in den Südsudan geflohen.



Der Südsudan hat am 9. Juli vor einem Jahr die staatliche Unabhängigkeit erlangt. Vorausgegangen war ein jahrzehntelanger Bürgerkrieg gegen die Regierung im Norden des Sudans, der 2005 durch einen Friedensvertrag beendet wurde. Seit der Unabhängigkeit häufen sich aber gewaltsame Konflikte, die Ängste vor einem neuen Krieg schüren.