Bischofskonferenz verurteilt Papst-Satire als erniedrigend

Jenseits der Humorgrenze

Mit seinem aktuellen Titelbild ist das Satiremagazin Titanic auch nach Ansicht der Deutschen Bischöfe eindeutig zu weit gegangen. Damit sei nicht nur die Grenze des guten Geschmacks überschritten worden, sondern "hier ist vor allen Dingen keine Satire mehr vorhanden", meint Matthias Kopp (Sprecher der Bischofskonferenz) im domradio.de-Interview. Er verteidigt die rechtlichen Schritte gegen das Magazin: "Hier kann man nicht groß herumfackeln."

 (DR)

domradio.de: Was sagen Sie persönlich zu diesem Titelbild der Titanic, begleitet von der Schlagzeile "Halleluja im Vatikan - Die undichte Stelle ist gefunden"?

Matthias Kopp (Deutsche Bischofskonferenz): Widerlich, es gibt keine anderen Vokabeln mehr dafür. Titanic hat eine völlige Entgleisung produziert, wir ärgern uns ja oft genug über das Magazin, wo wir bisher geschwiegen haben, weil es meistens Karikaturen waren. Als dieses Magazin jetzt auf den Markt kam, hat die Deutsche Bischofskonferenz dem Heiligen Stuhl empfohlen, juristische Mittel einzulegen. Abartiger und erniedrigender kann wohl keine Person dargestellt werden. Ich frage mich immer, was wäre eigentlich in der Republik los, wenn Titanic in dieser Form die Frau Bundeskanzlerin, einen Imam oder einen Rabbiner darstellen würde?



domradio.de: Es werden ja tatsächlich sehr viele prominente Menschen durch den Kakao gezogen, warum ist der Vatikan gleich vor Gericht gezogen?

Kopp: Es ist die Frage, wie man durch den Kakao gezogen wird, wenn man als inkontinente Person vorne und hinten dargestellt wird und das auch noch als religiöse Persönlichkeit. Dann ist hier nicht nur die Grenze des guten Geschmacks überschritten worden, sondern hier ist vor allen Dingen keine Satire mehr vorhanden. Von daher ist dieser Schritt des Vatikans völlig richtig, ein Rechtsanwaltsbüro in Bonn mit der Wahrnehmung der Persönlichkeitsrechte des Papstes zu beauftragen. Hier kann man nicht groß herumfackeln. Titanic ist in solchen Dingen wenig dialogbereit. Daher eben zunächst der Schritt, dass die Zeitschrift aufgefordert wurde, eine Unterlassungsverpflichtungserklärung zu unterzeichn0en. Das hat Titanic ja dann großspurig im Internet abgelehnt. Da muss man auch die Konsequenzen ertragen, dass ein Landgericht eine entsprechende Erklärung und Entscheidung abgibt, das ist eine gute Entscheidung. Es macht deutlich, dass es Grenzen auch in unserem Land gibt, auch in der Frage der Satire und der Kunstfreiheit. Und ich halte die Entscheidung für gut und für ein wichtiges Zeichen.



domradio.de: Aber hat die Satirezeitschrift mit der einstweiligen Verfügung jetzt nicht genau das erreicht, was sie wollte, nämlich dass die Öffentlichkeit erst recht auf die Bilder aufmerksam gemacht wird?

Kopp: Wie anfangs schon angedeutet, wir haben oft genug nichts zu Titanic gesagt und wenn es irgendwann gar nicht mehr geht, dann müssen wir auch mal ein Zeichen setzen. Natürlich bewerben wir hiermit auch Titanic, aber ich bin mir sicher, auch allein die Kosten, die jetzt zu tragen sind, sind für Titanic hoch genug.



domradio.de: Wie sehen das denn die Gläubigen, gibt es da schon Rückmeldungen?

Kopp: Ja, erfreulich viele, wir haben doch einige Hundert Mails und auch postalische Briefe heute erhalten, wo wir sehr, sehr viel Zustimmung bekommen, dass man sagt, endlich sagt Ihr mal klar etwas, was eben nicht mehr in diesem Land geht. Wie gesagt, es geht hier nicht nur um Kunstfreiheit, sondern um die Verletzung von Persönlichkeitsrechten. Wir erhalten große Zustimmung und auch das Medienecho zeigt uns heute, dass doch sehr differenziert kommentiert wird und wir doch einen guten richtigen Schritt gegangen sind.



Das Interview führte Monika Weiß