Beim EM-Halbfinale Deutschland - Italien fiebern auch Bischöfe mit

Und wem drückt der Papst die Daumen?

Er ist der bekannteste Deutsche in Italien: Benedikt XVI. Wem er beim EM-Halbfinale beider Nationen die Daumen drückt? "Er wünscht sich, dass die bessere Mannschaft gewinnt", erklärte Vatikan-Sprecher Lombardi. Die fussballbegeisterten Barmherzigen Schwestern sind dagegen parteiisch. Sie hofft auf einen 2:1-Sieg für Deutschland, erklärt Schwester Irina im domradio.de-Interview. Und es gibt weitere Fußballfans unter den kirchlichen Würdenträgern.

Autor/in:
Michael Borgers
Fußballfan: Der Berliner Kardinal Woelki (DR)
Fußballfan: Der Berliner Kardinal Woelki / ( DR )

Am Freitag ist Rainer Maria Woelki wieder in Rom. Der Berliner Erzbischof kommt, um das "Pallium" entgegen zu nehmen; das Band, das als Zeichen der Teilhabe des Metropoliten an der Hirtengewalt des Papstes gilt. Am Freitag ist das Hochfest Peter und Paul. Und: Es ist ein Tag nach dem Spiel um den Einzug ins Finale der Europameisterschaft in Kiew am Sonntag. Der Partie zwischen den großen Fußballnationen Deutschland und Italien.



Auch wenn Woelki wie alle Kardinäle Pfarrer einer Titelkirche in Rom ist - sein Fußballherz wird wohl am Donnerstag Schwarz-Rot-Gold schlagen. Der 55-Jährige gilt als leidenschaftlicher Fußball-Fan. Als gebürtiger Kölner gelten seine Sympathien selbstverständlich dem 1. FC Köln. Daran hat auch sein Wechsel von der Domstadt, wo er mehr als acht Jahre lang als Weihbischof tätig war, nichts geändert.



"Kein Fußballgott"

Während der EM wurde Woelki nach dem "Fußballgott" gefragt. Seine klare Antwort: "Den haben Journalisten erfunden." Es gebe "allein den einen Gott über allen. Ein Fußballspiel funktioniere zwar nach Riten, die denen einer Religion ähnelten. "Doch Fußball ist keine Religion", hielt der Kardinal dagegen. "Ich kann mitfiebern und mitjubeln - den tieferen Sinn des Spiels erklären weder Sportkommentatoren noch die Fifa, das Jenseits wird nicht verheißen."



Der Berliner Erzbischof ist nicht einzige Anhänger des runden Leders in der deutschen Bischofskonferenz: Auch sein Amtskollege in der Diözese München-Freising, Rainhard Kardinal Marx, hat aus seiner Fußball-Leidenschaft nie einen Hehl gemacht. Der gebürtige Westfale ist seit mehr als 20 Jahren Mitglied bei Borussia Dortmund.



Fußball-Fan und Schalke-Ehrenmitglied Johannes Paul II.

Dem Erzrivalen des amtierenden Deutschen Meisters gehörte über fast zwei Jahrzehnte sogar ein Papst an: Johannes Paul II. zelebrierte am 2. Mai 1987 im Rahmen seiner Deutschlandreise im damaligen Parkstadion eine Heilige Messe. Rund 100.000 Menschen feierten damals mit. Zurück im Vatikan bat der Verein über Bischof Franz Hengsbach das Oberhaupt der katholischen Kirche, Ehrenmitglied des Traditionsvereins zu werden. Der nahm das Angebot bald dankend an.



Johannes Paul II. galt als großer Fußball-Fan, der wichtige internationale Spiele im Fernsehen schaute. In seiner Jugend hatte er sogar in der Mannschaft seines polnischen Geburtsortes Wladowice im Tor gestanden. Sein Nachfolger Benedikt XVI. hatte nach Vatikan-Angaben das WM-Halbfinale Deutschland-Italien 2006 mit den engsten Mitarbeitern in seinen Räumlichkeiten verfolgt. Damals verlor die DFB-Elf. Bleibt zu hoffen, dass Kardinal Woelki in diesem Jahr mehr Grund zu jubeln hat.