Kein Weltbild-Verkauf: Unternehmen geht an kirchliche Stiftung

Die Kehrtwende

Die Verlagsgruppe Weltbild wird nicht verkauft. Der Geschäftsführer des Unternehmens, Carel Halff, bestätigte am Mittwoch, die Weltbild-Gesellschafter hätten am Dienstag beschlossen, den Konzern stattdessen in eine kirchliche Stiftung öffentlichen Rechts zu überführen. Eigentlich sollte die Gruppe wegen Vertrieb von Schmuddelprodukten "verweltlicht" werden.

 (DR)

Halff zeigte sich erfreut und erleichtert über den Beschluss und begrüßte die Entscheidung auch im Namen der Mitarbeiter. "Die Stiftungslösung gibt dem Unternehmen eine gute Stabilität und Perspektive angesichts der Umbruchsituation im Buchmarkt." Weltbild könne nun "mit der nötigen langfristigen Perspektive den Herausforderungen der Digitalisierung begegnen". Er gehe davon aus, dass er weiter Vorsitzender der Geschäftsführung bleiben werde.



Die Stiftung biete "neue Möglichkeiten zur Profilbildung". Weil es dann nur noch einen Gesellschafter gebe, würden auch die Willensbildung leichter und die Entscheidungswege kürzer. Weltbild gehört zwölf katholischen Bistümern, dem Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) und der Katholischen Soldatenseelsorge Berlin. Mit einem Jahresumsatz von 1,6 Milliarden Euro und mehr als drei Millionen Kunden zählt Weltbild zu den europäischen Branchenriesen.



Der Geschäftsführer rechnet nach eigenen Worten damit, dass es noch mehrere Monate dauern wird, bis die Stiftung errichtet und alle Gesellschaftsanteile an sie übertragen sind. Auch seien nach der "politischen Entscheidung" noch einige Details zu klären.



Laut FAZ soll die neue Eigentümer-Stiftung künftig mit den Unternehmensgewinnen gemeinnützige, kulturelle und kirchliche Zwecke verfolgen. Diese Konstruktion biete "neue Möglichkeiten zur Profilbildung", sagte Halff. Weil es dann nur noch einen Gesellschafter gebe, würden auch die Willensbildung leichter und die Entscheidungswege kürzer. Der Münchner Generalvikar Peter Beer bestätigte in seiner Eigenschaft als Weltbild-Aufsichtsratschef am Dienstag den Plan, sämtliche Anteile an dem Unternehmen in eine noch zu gründende Stiftung einzubringen, die dann alleiniger Gesellschafter sein wird. Die bisherigen Eigentümer verzichteten auf Verkaufserlöse und zukünftige Gewinnausschüttungen, so der Münchner Generalvikar. Die Stiftung werde ausschließlich gemeinnützige, kulturelle und kirchliche Ziele verfolgen. Einzelheiten würden in den nächsten Monaten geklärt.



Tarifverträge gelten weiter

Die Gewerkschaft Ver.di reagierte zurückhaltend auf die neue Entwicklung. Die Arbeitnehmervertreter erwarteten, dass die Geschäftsführung sie im Wirtschaftsausschuss eingehend informiere, sagte Gewerkschaftssekretär Thomas Gürlebeck auf Anfrage. Er gehe davon aus, dass der im März für die Belegschaft des Augsburger Stammhauses vereinbarte Zukunftstarifvertrag weiter gelte. Er sichert diese Arbeitsplätze für 32 Monate und schließt betriebsbedingte Kündigungen bei einem Eigentümerwechsel aus; Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen gelten in vollem Umfang weiter.



Unter dem Eindruck einer öffentlichen Debatte über den Vertrieb erotischer und esoterischer Produkte hatten die Gesellschafter Ende November 2011 beschlossen, Weltbild zu verkaufen. Auch wurde der Aufsichtsrat neu besetzt. Daraufhin sorgten sich die Weltbild-Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze. Nach der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Regensburg bestätigte deren Vorsitzender, Erzbischof Robert Zollitsch, Anfang März, dass auch eine Stiftungslösung erwogen werde.