Massenflucht aus Mali hält an

Humanitäre Katastrophe

Das UN-Flüchtlingshilfswerk warnt wegen der anhaltenden Massenflucht aus dem westafrikanischen Mali vor einer humanitären Katastrophe. Die Hilfe für die 320.000 Flüchtlinge müsse massiv aufgestockt werden, viele Männer, Frauen und Kinder seien unterernährt.

 (DR)

Eine schwere Dürre in der gesamten Sahelzone verschärft die Situation, weil Nahrungsmittel auch in Malis Nachbarländern knapp sind.



Grund für den drastischen Anstieg der Flüchtlingszahlen ist die politische Instabilität infolge eines Militärputsches Ende März in Mali. Rebellierende Tuareg nutzen das Machtvakuum nach dem Staatsstreich, eroberten die Kontrolle über den Norden Malis und erklärten das Gebiet für unabhängig. In der international nicht anerkannten, "Azawad" genannten Region kämpfen weltliche Tuareg-Rebellen gegen mehrere islamistische Fraktionen, die mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbunden sind.



Währenddessen lehnte es der Weltsicherheitsrat ab, einer für Mali geplanten Eingreiftruppe der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ein UN-Mandat zu erteilen. Zuerst müssten weitere Einzelheiten des Einsatzes offengelegt werden, hieß es. Denkbar wäre ein Einsatz im Süden Malis, zur Stabilisierung der Übergangsregierung, die nach dem Putsch eingesetzt wurde. Das Militär übt aber immer noch großen Einfluss auf die Politik aus.



Regierung lehnt Einmarsch ab

Die zweite Option ist ein Einmarsch im Norden, um dort den Einfluss von Rebellen und Islamisten zu brechen. Dafür plädiert vor allem der Präsident des benachbarten Niger, Mahamadou Issoufou, der ein Übergreifen der Rebellion befürchtet. Auch der amtierende Präsident der Afrikanischen Union, der Staatschef von Benin Boni Yayi, ist für eine Militärmission im Norden Malis.



Die malische Regierung wandte sich aber wiederholt gegen das Eingreifen ausländischer Truppen. Premierminister Cheick Modibo Diarra kündigte während einer Paris-Reise eine Armeereform an. Eine Untersuchung hatte ergeben, dass Schlagkraft und Ausrüstung des Militärs sehr schlecht sind.