Eine katholische Studie zeigt besorgniserregende Umstände

Aus armen Kindern werden arme Jugendliche

Junge Menschen im Alter zwischen 14 bis 27 Jahren sind in Deutschland am stärksten von Armut betroffen. Dabei ist Jugendarmut vor allem ein urbanes Phänomen. Das sind zentrale Ergebnisse des Monitors Jugendarmut 2012 der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit.

 (DR)

Der Monitor zeigt, wie ungleich Armut in Deutschland verteilt ist: Leben in Bayern beispielsweise mit 3,8 Prozent die wenigsten Jugendlichen in Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaften, so sind es in Berlin mit 21,2 Prozent die meisten. Ein Blick in die Städte jedoch zeigt, dass egal, ob in Nürnberg, Karlsruhe, Brandenburg an der Havel, Bremerhaven oder Gelsenkirchen hier ist die Jugendarmut stets höher, als im Durchschnitt des jeweiligen Bundeslandes.



Mit ihrem Monitor Jugendarmut 2012 macht die BAG KJS auf die besondere Gefährdungslage junger Menschen aufmerksam. Junge von Armut bedrohte Menschen dürfen nicht im Niemandsland unseres Sozialstaates landen, sagt Pfarrer Simon Rapp, Vorsitzender der BAG KJS. "Jeder fünfte Jugendliche ist arm und kaum einer interessiert sich dafür - das ist ein unglaublicher Skandal", meint Rapp. Er appelliert an Politik, Kirche und Gesellschaft, die Jugendarmut stärker zu bekämpfen: "Benachteiligte Jugendliche haben viel mehr zu erdulden als materielle Unterversorgung. Sie werden gesellschaftlich ausgegrenzt und der Zugang zu Bildung und Kultur wird ihnen häufig verwehrt. Hier ist Politik gefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um Ungerechtigkeiten zu beseitigen."



Schlechte Aussichten für Jugendliche mit Migrationshintergrund

"Jugendarmut ist eine Frage des Wohnorts", sagt Rapp. So verzeichne Ostdeutschland mit rund 10 Prozent eine mehr als doppelt so hohe Jugendarbeitslosigkeit wie Westdeutschland. Als alarmierend bezeichnete Rapp, dass rund 80.000 Jugendliche und junge Erwachsene nach Schätzungen von Experten keinerlei Anschluss an das Erwerbs-, Bildungs-, oder Sozialsystem haben. Dabei sei Bildung der Schlüssel gegen Armut, so Rapp. "Jugendliche, die über keine oder nur geringe Bildung verfügen, sind um ein Vielfaches mehr armutsgefährdet als andere mit Schulabschluss oder Berufsausbildung." Zudem seien Jugendliche mit Migrationshintergrund deutlich häufiger von Armut betroffen. Sie hätten auch schlechtere Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden.



"Wer arm ist, ist in vielen Bereichen des Lebens benachteiligt. Neben Bildung, Beruf oder Krankenversorgung erfahren in Armut lebende Jugendliche auch im sozialen Leben grundlegende Nachteile", sagte Rapp. Die BAG KJS fordert deshalb, den monatlichen Hartz-IV-Regelsatz von Jugendlichen nach oben zu korrigieren. Zudem bräuchten junge Menschen eine ganzheitliche Förderung zur Persönlichkeitsbildung. "Die Würde von Jugendlichen muss Handlungsgrundlage für alle Hilfs- und Förderangebote sein", fordert Rapp.



Die Bundesarbeitsgemeinschaft ist ein Zusammenschluss von 16 katholischen Organisationen und Landesarbeitsgemeinschaften. Sie vertritt die Interessen von sozial benachteiligten und individuell beeinträchtigten Jugendlichen in Politik, Kirche und Gesellschaft.