NRW-Landesmutter schöpft Kraft aus dem Glauben

"Wir brauchen ein hörendes Herz"

Vor der ersten Sitzung des neuen nordrhein-westfälischen Landtags haben die Kirchen mit Regierungsmitgliedern und Parlamentariern einen ökumenischen Gottesdienst gefeiert. Daran nahm in der Düsseldorfer Maxkirche auch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft teil. Im Interview mit domradio.de erklärt sie, warum dieser Gottesdienst für die Abgeordneten so wichtig war.

 (DR)

domradio.de: Frau Ministerpräsidentin, ist das heute ein wichtiger Tag für Sie?

Hannelore Kraft: Das ist ein wichtiger Tag, weil die Konstituierung des Parlaments natürlich ein Staatsakt ist. Viele unserer neuen Abgeordneten aller Fraktionen sind sehr aufgeregt. Ich erinnere mich gut daran, als ich 2000 in den Landtag kam, das ist schon ein echtes Erlebnis. Ich persönlich werde sicherlich aufgeregter sein, wenn es um die Wahl der Ministerpräsidentin geht, aber ich sehe das jetzt bei den Kolleginnen und Kollegen und ich erfreue mich daran.



Ich finde es gut, dass wir auch im Gottesdienst die Gelegenheit hatten, nochmal in uns zu gehen und ein wenig innezuhalten. Das sind ja hektische Zeiten, wir sind mitten in Koalitionsverhandlungen, da tut es gut, ein bisschen zu Ruhe zu kommen und sich zu besinnen. Das finde ich wichtig. Man hat heute gesehen, dass auch viele neue Abgeordnete hier sind. Ich glaube, das ist ein gutes Zeichen.



domradio.de: Was nehmen Sie persönlich mit aus diesem ökumenischen Gottesdienst, aus der Hinführung und der Predigt?

Hannelore Kraft: Es waren interessante Ansprachen, die uns alle noch einmal zum Nachdenken gebracht haben. Das ist ja der Sinn, dass man selber noch mal reflektiert. Da waren schon einige Dinge drin für uns alle. Mir gefiel besonders gut die Stelle, in der es heißt, wir brauchen ein hörendes Herz (1. Buch der Könige Kapitel 3, Regierungsantritt des König Salomons).



Die Fragen stellte Ingo Brüggenjürgen.



Hintergrund

Vor der ersten Sitzung des neuen nordrhein-westfälischen Landtags haben die Kirchen mit Regierungsmitgliedern und Parlamentariern einen ökumenischen Gottesdienst gefeiert. Daran nahmen in der Düsseldorfer Maxkirche auch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft teil. Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) sowie Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) teil. Auch der designierte CDU-Landeschef Armin Laschet, CDU-Fraktionschef Karl-Josef Laumann, der FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Lindner und der bisherige Landtagspräsident Eckhard Uhlenberg gehörten zu den Besuchern.



Der Geist Gottes sei auch in landespolitischen Bezügen erfahrbar, erklärte der evangelische Beauftragte bei Landtag und Landesregierung, Kirchenrat Rolf Krebs, in seiner Predigt. Dies gelte, wenn sich Politiker etwa für Bildungsgleichheit oder die Bewahrung der Schöpfung einsetzten. Krebs gestand den Politikern zu, dass sie jammern dürften. Dabei solle es aber nicht bleiben. Es sei der Auftrag von Abgeordneten, sich für Frieden und Gerechtigkeit zu engagieren und die "Welt dort zu verändern, wo es eben geht". Der Kirchenrat betonte die Notwendigkeit von Visionen auch in der Landespolitik. Dabei sollten sich die politisch Verantwortlichen nicht durch Rückschläge entmutigen lassen.



Neben Krebs leitete der katholische Kirchenbeauftragte bei Landtag und Landesregierung, Prälat Martin Hülskamp, den Gottesdienst. Er sagte dem domradio, die konstituierende Sitzung des 16. Landtags könne in kaum eine bessere Zeit fallen. Die Pfingstzeit stehe für den Beistand, den Gott den Menschen gebe. Hülskamp sagte, er empfände es als sehr ermutigend, dass so viele Abgeordnete an dem Gottesdienst teilgenommen haben - quer durch alle Fraktionen. Auch Piraten seien viele dabei gewesen. Er wünsche sich von der kommenden Regierung eine solide finanzielle Zukunftsgestaltung und ein besonderes Augenmerk auf die frühkindliche Erziehung und die Menschen am Rande der Gesellschaft.