Aufsichtsrat spricht Chef der Vatikanbank das Misstrauen aus

In Ungnade gefallen

Der Aufsichtsrat der Vatikanbank IOR hat dem Chef der Bank, Ettore Gotti Tedeschi, das Misstrauen ausgesprochen und eine Beendigung seines Mandats empfohlen. Es gehe jetzt darum, einen neuen Präsidenten zu finden, der sich um den Aufbau "wirksamer und breiter Beziehungen zwischen dem IOR und der Finanzwelt" bemühe. Der Bank war wiederholt ungenügende Transparenz in Finanzfragen vorgehalten worden.

 (DR)

Gotti Tedeschi habe verschiedene wichtige Aufgaben nicht in der gewünschten Weise wahrgenommen, teilte der Vatikan am Donnerstagabend mit. Man bedauere die Entscheidung, halte sie aber zum Wohl des IOR für notwendig. Das Votum des Aussichtsrats sei bei einer Ordentlichen Sitzung am Donnerstagmittag einmütig gefallen.



Es gehe jetzt darum, einen neuen Präsidenten zu finden, der sich um den Aufbau "wirksamer und breiter Beziehungen zwischen dem IOR und der Finanzwelt" bemühe, hieß es weiter. Diese Beziehungen müssten "auf Grundlage von beiderseitigem Respekt vor international akzeptierten Bankenstandards" bestehen. Trotz wiederholter Mahnungen an den Gotti Tedeschi habe sich die Situation des IOR in der jüngsten Zeit weiter verschlechtert.



Der international renommierte Banker war 2009 an die Spitze des IOR berufen worden. Unter seiner Leitung bemühte sich das IOR um eine Aufnahme auf die "Weiße Liste" der Länder, die internationale Standards gegen Geldwäsche und dubiose Finanzgeschäfte einhalten. In der Vergangenheit war dem IOR wiederholt ungenügende Transparenz in Finanzfragen vorgehalten worden.



Der Vatikan hatte seine Vorschriften zur Vorbeugung von Geldwäsche im Dezember 2010 internationalen Standards angepasst. Vorausgegangen waren Ermittlungen gegen Gotti Tedeschi sowie einen seiner leitenden Angestellten wegen des Verdachts auf Geldwäsche durch die italienische Staatsanwaltschaft. Sie stehen unter dem Verdacht, bei Finanztransaktionen die Namen der wahren Auftraggeber verschwiegen und damit gegen ein Gesetz gegen Geldwäsche verstoßen haben. Beide bestreiten die Vorwürfe.



Auch Vatikansprecher Federico Lombardi hatte im Februar Berichte zurückgewiesen, nach dem die Vatikanbank IOR in illegale Aktivitäten verwickelt gewesen sei und nicht mit den italienischen Untersuchungsbehörden zusammengearbeitet habe.