Der Streit um das Betreuungsgeld erreicht die katholische Kirche

"Beschämend"

Je näher die Einführung des Betreuungsgeldes rückt, desto umstrittener ist die Initiative – auch innerhalb der katholischen Kirche: Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke kritisiert in einem nun öffentlich gewordenen Brief mit deutlichen Worten die Caritas.

Autor/in:
Michael Borgers
 (DR)

Der Caritas-Verband hatte sich u.a. gegenüber domradio.de gegen die Prämie für Eltern ausgesprochen. So hatte der Präsident des katholischen Wohlfahrtsverbandes Peter Neher Anfang Mai dafür plädiert, "das vorhandene Elterngeld über das erste Jahr hinaus weiter zu bezahlen". Das Betreuungsgeld dagegen sei "sozial äußerst ungerecht".



Gut einen Monat später wiederholte Neher seine Kritik im Interview mit der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA).  Die Zahlung des Betreuungsgeldes dürfe nicht daran gekoppelt sein, "dass Eltern keinen öffentlich geförderten Kita-Platz oder Kindertagespflege in Anspruch nehmen". Der Politik fehle "insgesamt eine familienpolitische Vision, die Familien stärkt und stützt", so der Caritas-Präsident weiter.



"Ein Verband der römisch-katholischen Kirche"

In einem nun von der "Bild"-Zeitung veröffentlichten Brief, schreibt  Bischof Hanke, er finde "es beschämend, dass ausgerechnet ein Verband der römisch-katholischen Kirche sich gegen eine wie auch immer geartete Anerkennung und damit Hochschätzung elterlicher Erziehungsleistungen ausspricht". Gegenüber domradio.de bestätigte ein Sprecher des Bistums Eichstätt die Existenz des vom 15. Juni datierten Briefes.



In dem Schreiben unterstellt Hanke dem Verband außerdem indirekt eigenes Interesse: "Die Caritas sollte unbedingt den Eindruck vermeiden, als Anwalt in eigener Sache zu agieren, um das eigene ökonomische Interesse als Krippenträgerin vor das Kinderwohl zu stellen."



Das Betreuungsgeld

Ebenfalls am 15. Juni sollte im Bundestag die Erste Lesung des Gesetzentwurfs zum Betreuungsgeld stattfinden. Allerdings beendete Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau die Plenarsitzung vorzeitig, weil das Parlament nicht beschlussfähig war. Teile der Opposition waren der Abstimmung fern geblieben. Eine endgültige Entscheidung fällt deshalb nun erst nach der Sommerpause.



Eltern sollen künftig ein Betreuungsgeld erhalten, wenn sie für ihre Kinder zwischen dem 13. und 36. Lebensmonat kein staatlich gefördertes Angebot in einer Krippe oder bei einer Tagesmutter in Anspruch nehmen. Kritiker sprechen von einer "Fernhalteprämie" oder "Herdprämie", die Koalition von "Wahlfreiheit" bei der Betreuung.



Das Betreuungsgeld soll ab dem 1. Januar 2013 zunächst nur für Kinder im zweiten Lebensjahr mit 100 Euro monatlich starten. Ab 2014 soll das Geld auch für Kinder im dritten Lebensjahr gezahlt und für alle auf 150 Euro monatlich erhöht werden.