Abschiedsfest für Altbischof Reinelt in Dresden

Volksnaher Seelsorger mit klaren Worten

24 Jahre lang stand Joachim Reinelt als Bischof an der Spitze des Bistums Dresden-Meißen. Jetzt ist er offiziell in den Ruhestand verabschiedet worden. "In einer bewegten Zeit hast Du den Glauben verkündet und warst im besten Sinne des Wortes ein Missionar", würdigte Erzbischof Zollitsch den Altbischof.

Altbischof Reinelt im domradio.de-Interview  (DR)
Altbischof Reinelt im domradio.de-Interview / ( DR )

Zollitsch: Selbstloser Einsatz während DDR-Zeit

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, dankte Reinelt und würdigte dessen Arbeit: "Dir gebührt höchster Respekt für Deinen selbstlosen Einsatz in dieser Zeit, die unter dem Joch einer Diktatur zahlreiche Schwierigkeiten hervorbrachte."



Reinelt sei es immer um eine Verbindung von Kirche und Gesellschaft gegangen, schrieb Zollitsch in einem Montag veröffentlichten Brief. Er habe die christlichen Werte sowohl zu Zeiten der DDR als auch nach der Wiedervereinigung stets öffentlich verkündet und politisch unmissverständlich Stellung bezogen.



"Viele ermutigende Worte sind von Dir in Erinnerung", so Zollitsch wörtlich: "Vor allem Dein mutiger Einsatz, Demonstranten gegen ein gottloses Regime ebenso zu unterstützen wie den staatlichen Behörden notfalls mit Ungehorsam und einer mutigen Stimme entgegen zu treten".



Der volksnahe und bodenständige Seelsorger scheute nicht vor klaren Worten zurück, wenn er es in der politischen Debatte für erforderlich hielt. So verurteilte er die Präimplantationsdiagnostik (PID) als "Kultur des Todes", weil dabei Embryonen vor der Einpflanzung in die Gebärmutter auf mögliche Krankheiten untersucht und gegebenenfalls vernichtet werden.



"NS-Gedankengut vernichtet Frieden in Köpfen und Herzen"

Anfang des Jahres wandte sich Reinelt einmal mehr vehement gegen die alljährlichen rechtsextremistischen Aufmärsche um den 13. Februar, dem Gedenktag der Bombardierung Dresdens. "Nationalsozialistisches Gedankengut vernichtet Frieden in den Köpfen und Herzen", betonte er in einem Interview.



Die Abschiedsfeier für Bischof Reinelt hatte mit einem Festakt am Donnerstagvormittag im Bischöflichen Ordinariat stattgefunden. Zahlreiche hochrangige Gäste aus Politik und Kirche waren dazu eingeladen. Dazu gehörten Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) sowie dessen Amtsvorgänger Georg Milbradt und Kurt Biedenkopf. Biedenkopf hielt auch einen Festvortrag am Vormittag.





Ab 18 Uhr gibt es einen Festgottesdienst in der Dresdner Kathedrale. Dazu werden zahlreiche ostdeutsche Bischöfe sowie Bischof Clemens Pickel aus dem russischen Saratow erwartet, der aus dem Bistum Dresden-Meißen stammt. Anschließend findet im benachbarten "Haus der Kathedrale" eine öffentliche Abschiedsfeier statt.





Papst Benedikt XVI. hatte am 20. Februar das altersbedingte Rücktrittsgesuch des 75-jährigen Reinelt angenommen. Seither leitet der bisherige Generalvikar Michael Bautz das Bistum als Diözesanadministrator bis zum Amtsantritt eines neuen Bischofs.



Reinelt setzte sich nach Wende für eine Öffnung der Kirche ein

Seit 1988 leitete Reinelt als Nachfolger von Gerhard Schaffran das in Sachsen und Ostthüringen gelegene Bistum. Nach der Wende engagierte er sich vor allem für den Aufbau katholischer Schulen und Akademien sowie caritativer Einrichtungen. Auch trat er dafür ein, dass sich die in der DDR aus der Öffentlichkeit verdrängten Kirchengemeinden zur Gesellschaft hin öffneten.



Der in Neurode (Schlesien) geborene Reinelt wuchs in Radeberg bei Dresden auf. Nach seiner Priesterweihe 1961 war er Seelsorger in Gera, Freiberg, Dresden und Altenburg. 1986 wurde er Caritasdirektor der Diözese, bevor er 1988 zum Bischof geweiht wurde. In der Deutschen Bischofskonferenz leitete er 15 Jahre die Kommission für caritative Fragen, zudem war er stellvertretender Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen. Zuvor stand er an der Spitze der Arbeitsgruppe für Umweltfragen.



Reinelt, dessen Amtszeit nach seinem 75. Geburtstag am 21. Oktober 2011 zunächst vom Papst verlängert worden war, war der 48. Bischof des 968 gegründeten Bistums Meißen, der siebte seit der Wiedererrichtung 1921. Im vergangenen Jahr feierte er auch sein goldenes Priesterjubiläum. Die Diözese trägt seit der Verlegung des Bischofssitzes 1980 nach Dresden den Namen Bistum Dresden-Meißen.