In Syrien ruhen die Waffen – und die Hoffnungen weiterhin auf Kofi Annan

Moment des Friedens

Nach mehr als einem Jahr blutiger Gewalt scheint sich die Lage in Syrien tatsächlich zu entspannen. Laut UN-Sondervermittler Kofi Annan hält die Waffenruhe. Christoph Glosse von der katholischen Friedensinitiative "pax christi" im domradio.de-Interview zu den Aussichten – auch für die Christen.

 (DR)

domradio.de: Sie glauben an ein Gelingen der Vermittlungsbemühungen. Warum?

Glosse: Weil die Vereinten Nationen diesmal mit Kofi Annan eine Person beauftragt haben, die wirklich kompetent ist.



domradio.de: Glauben Sie, Syriens Machthaber Assad ist jetzt für eine Verhandlungslösung offen?

Glosse: Er wird bereiter sein als vorher, weil die Internationale Gemeinschaft dieses Mal geschlossener auftritt. Das Problem war doch vorher ihre Spaltung: die sogenannten Freunde Syriens, wo sich auch die Bundesregierung engagiert hat, auf der einen, Russland und China auf der anderen Seite. Erst mit Kofi Annan wurden die Vereinten Nationen wieder handlungsfähig.



domradio.de: Welche Lösung, glauben Sie, wird es für Assad geben?

Glosse: Vermutlich wird es zu einer Lösung kommen ähnlich der im Jemen, wo sich der Präsident nach vielen Monaten dem weitestgehend gewaltfreien Druck der Opposition nachgegeben und sich dann nach Saudi-Arabien ins Exil zurückgezogen hat.



domradio.de: Sollte sich die politische Situation in Syrien wirklich verändern, was bedeutet das für die Christen im Land?

Glosse: Die Christen sind Minderheit, ähnlich wie die Alawiten. Beiden würde eine gewaltfreie Lösung, ein geordneter Übergang am wenigsten Schaden zufügen. In einer gewissen Weise stehen beide auf Seiten des Regimes - weil sie den unkontrollierten Übergang fürchten. Und der würde sich wohl ereignen, wenn islamistische Kräfte die Oberhand gewinnen würden.



Das Gespräch führte Tobias Fricke.