Burschenschaftler hetzt gegen Bonhoeffer

Die ewig Gestrigen

In der Deutschen Burschenschaft gibt es einen neuen Eklat. Ein hoher Funktionär der "Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn" hat in einem Leserbrief den in der NS-Zeit ermordeten Theologen Dietrich Bonhoeffer diffamiert und als "Landesverräter" bezeichnet. Die Raczeks gehören zu den rund 120 Bünden im Dachverband "Deutsche Burschenschaft".

 (DR)

In dem Leserbrief, der in der Mitgliederzeitschrift der Raczeks erschien, verteidigte der Burschenschaftler die Hinrichtung

Bonhoeffers: "Rein juristisch halte ich die Verurteilung für gerechtfertigt", zitiert ihn das Internetportal. Dietrich Bonhoeffer war am 8. April 1945 durch ein SS-Gericht, dem keine Prozessakten vorlagen, in einem Scheinprozess zum Tod verurteilt und einen Tag später im KZ Flossenbürg hingerichtet worden.



Der Leserbrief war im Herbst 2011 als Reaktion auf einen Artikel erschienen, in dem Bonhoeffer als Vorbild für die heutige Burschenschaftler bezeichnet wurde. Der Leserbriefschreiber widersprach: Bonhoeffer habe "politische und militärische Pläne vor allem den Briten" übermittelt und so den Tod Tausender deutscher Soldaten im Zweiten Weltkrieg mitverschuldet. "Bonhoeffer war zweifelsfrei ein Landesverräter."



Bereits im vergangenen Jahr geriet die Deutsche Burschenschaft in die Kritik, als innerhalb des Dachverbandes ein Streit um einen "Ariernachweis" ausbrach. Entzündet hatte sich der Konflikt an einem chinesischstämmigen Burschen.