Franziskanerkustos gegen Intervention in Syrien

Christen zwischen den Fronten

Ein hoher Vertreter der Katholiken im Heiligen Land hat sich gegen ein militärisches Eingreifen des Westens in Syrien ausgesprochen. Der Westen solle stattdessen diplomatischen und politischen Druck ausüben, sagte der Franziskaner-Kustos Pierbattista Pizzaballa in einem Gespräch mit dem katholischen Hilfswerk "Kirche in Not".

Kustos Pierbattista Pizzaballa (KNA)
Kustos Pierbattista Pizzaballa / ( KNA )

"Ich bin gegen ausländische Interventionen. Wir haben ja gesehen, was im Irak oder in Afghanistan geschehen ist", sagte der Franziskaner dem Hilfswerk. "Der Westen sollte militärische Gewaltanwendung vermeiden", betonte Pizzaballa weiter.



Syrien befinde sich in einer Art Bürgerkrieg. Die Christen stünden zwischen den Fronten: Auf der einen Seite die Regierung, die die Christen immer unterstützt habe, und auf der anderen die fragmentierte Opposition, von der man immer noch nicht genau wisse, um wen es sich da handele. "Die Christen fürchten irakische Verhältnisse." Andererseits habe wenigstens bislang die ethnische und religiöse Vielfalt des Landes die Mentalitäten geprägt. Zudem seien die Christen nicht das Ziel der Opposition. Die richte sich ja gegen die Regierung.



"Das Regime hat keine Zukunft"

Auf die Frage, ob er die auf Bewahrung des Status quo ausgerichtete Politik syrischer Kirchenführer für den richtigen Weg halte, sagte Pizzaballa: "Ich verstehe diese bewährte Haltung gut. Sie hat aber keine Zukunft. Denn, ob es einem gefällt oder nicht: Das Regime hat keine Zukunft. Mir ist aber schon klar, dass man die Situation nach seinem Ende fürchtet." Der melkitische Patriarch Gregor III. Laham hatte beispielsweise dafür plädiert, Assad eine zweite Chance zu geben.



Die "Kustodie des Heiligen Landes", wie die Franziskanerprovinz des Nahen Ostens auch genannt wird, umfasst seit dem 16. Jahrhundert Ägypten, Syrien, den Libanon, das heutige Jordanien, Zypern und Rhodos. In Syrien unterhält der Orden eine ganze Reihe von karitativen Einrichtungen, unter anderem in Damaskus, Aleppo oder Latakia.