Kopten-Bischof sieht Christen weiter in Bedrängnis

Hinzu komme in Ägypten eine Welle von Entführungen und Vergewaltigungen minderjähriger Mädchen,  sagte Damian dem evangelischen Magazin "Der Kirchentag" (1/2012). "Frauen in Ägypten, die kein Kopftuch sondern ein Brustkreuz tragen, sind in großer Gefahr", warnte Damian, der seinen Diensitz in einem Kloster in Höxter hat. "Ein Kirchgang kann für sie tödlich enden." Das Problem werde in Europa sehr milde dargestellt, beklagte der Bischof: "Die Wahrheit ist bitterernst und die Situation sehr kritisch."



Es sei ein Skandal, dass in Ägypten seit vielen Jahren und ununterbrochen Angriffe auf Kirchen, Gemeindehäuser, Familien und Einzelpersonen erfolgten, ohne dass die Täter bestrafe würden, wenn sie Muslime seien. Das hätten die Kopten stets ausgehalten, "auch weil die Regierung immer wieder bemüht war, uns zu besänftigen", sagte der Bischof. "Doch wir mussten feststellen, dass staatliche Stellen selber in die Angriffe verwickelt sind."



Damian bekräftigte seine Forderung, die Zahlung von Entwicklungshilfe an Ägypten an die Einhaltung der Menschenrechte zu koppeln. "Europa muss gegenüber Ägypten eine klare Sprache sprechen und den Schutz der Minderheiten einfordern", verlangte er. "Es darf nicht sein, dass Ägypten sein eigenes Volk unter den Augen der Weltöffentlichkeit tötet."



Etwa zehn Prozent der rund 80 Millionen Ägypter sind koptische Christen. Die koptisch-orthodoxe Kirche existiert seit dem ersten Jahrhundert nach Christus als eigenständige Kirche, sie ist damit eine der ältesten christlichen Kirchen weltweit. In Deutschland zählt sie etwa 6.000 Mitglieder. Bischof Damian steht seit 1995 an ihrer Spitze, sein Amtssitz befindet sich in Höxter.