Das Duisburger "Kabarett am Minarett"

Schlag' den Rabbi

Schon zum zweiten Mal fand in Duisburg das "Kabarett am Minarett" statt. In Köln wäre das jetzt schon Tradition. Aus der Domstadt kam der größte Teil des humoristischen Personals des Abends. Für domradio.de- und Karnevals-Star Willibert Pauels war es eine Premiere.

Autor/in:
Larissa Hinz
 (DR)

Jürgen Becker lacht zum zweiten Mal in der Duisburger Merkez-Moschee. Noch lauter lacht sein Publikum wegen dessen "Kabarett am Minarett". Eine so große Ehre wegen des Satzes "Der Islam gehört zu Deutschland" hätte er dem Ex-Bundespräsidenten Christian Wulff nicht gemacht, erklärt Becker am Freitagabend. "Das sieht man doch", die Religion gehöre doch genauso zum Land wie der MSV Duisburg. Wohl deshalb hat Becker sich für seinen spaßigen Abend neben dem "Bergischen Jung" Willibert Pauels auch die Kabarettistin Meltem Kaptan und den Scherzemacher Özgür Cebe eingeladen.



Der Untertitel der Veranstaltung lautet "ungleich. integrativ. absurd". Integrativ wird an der Merkez-Moschee direkt umgesetzt, indem vor dem Gotteshaus ein Plakat titelt: "Wir wünschen den Christen frohe Ostern". Dieses Fest ist laut Becker ohnehin in der Türkei erfunden worden - vom Apostel Paulus, der das Christentum von dort verbreitet habe.



Meltem Kaptan erzählt lieber von heute - und dass die Türken den Deutschen nicht fremd sein müssten. So sei ihr Vorname absolut gleichbedeutend mit "Uschi". Und Deutsches gebe es auch in der Türkei: Der Seelsorger aus dem Radio hieße dort zwar nicht Domian, aber Thymian. Dessen erste Frage an die Anrufer, die ihm ihre Probleme schildern, sei immer: "Was sagt dein Vater dazu?" Und als Antwort gebe es: "Dein Vater hat Recht."



Von Problemen kann auch Özgür Cebe berichten: "Ich war noch niemals im Iran, ich war noch niemals in Kabul. Und das aus gutem Grund - ich bin schwul", dichtet er Udo Jürgens" Schlager um. Ein Lied von Reinhard Mey trägt er ebenfalls leicht abgewandelt vor: "Unter der Burka muss die Freiheit wohl grenzenlos sein." Nein, Cebe ist froh, dass es nicht nur Muslime auf der Welt gebe. Eine TV-Serie wie "The Mentalist" müsste sonst ja "The Fundamentalist" heißen. Und statt "Schlag" den Raab" würde "Schlag" den Rabbi" geschaut.



Und Willibert Pauels

Doch nicht nur der Islamimsus bekommt an diesem Abend sein Fett weg. Willibert Pauels gibt zwar zu, "unheilbar katholisch" zu sein. Aber nur die Priester als "Hardcore-Geistliche" dürften die wirklich spannenden Sachen in der Kirche machen, etwa das Abnehmen der Beichte. Pauels als Diakon lebt wenigstens "alles Spannende außerhalb der Kirche" - er ist verheiratet und hat eine Tochter. Zudem ist Paules unglücklich darüber, dass die Kirche den Witz aus der Religion verbannt habe.



Vermutlich wollte sie bei den Gläubigen die Angst erhalten, erklärt er seine Verschwörungstheorie. Und das, so Pauels, sei ein religiöser Widerspruch - in der Bibel hieße es doch: "Fürchte dich nicht." Für den Abend stellt der Kölner Büttenredner schließlich fest: "Über sich selbst zu lachen, ist die höchste Ausformung der Zivilisation und Kultur."